Chronik/Österreich/Integrationsgemeinde 2015

Wenn beim Helfen Freundschaften entstehen

Schüchtern stehen die drei Männer am Rand des Schwimmbeckens. Dann springen sie ins Wasser. Etwas unbeholfen versuchen sie sich an der Oberfläche zu halten. Am Beckenrand schmunzeln Einheimische, die vereinzelt auf Parkbänken sitzen. Die drei Iraner sind Asylwerber und wohnen zur Zeit in einem Quartier in Gleisdorf in der Steiermark. Anna Rosenberger, eine besonders engagierte Freiwillige, bringt ihnen gerade das Schwimmen bei. "Was die dabei schon Wasser geschluckt haben, ist unglaublich", erzählt sie.

Die 51-jährige Volksschullehrerin widmet mittlerweile den Großteil ihrer Freizeit den insgesamt 30 Flüchtlingen in der Kleinstadt Gleisdorf. Abseits des Schwimmunterrichts gibt sie Deutschkurse, begleitet sie auf Botengängen und organisiert Ausflüge. An den Wochenenden fährt sie auch öfter einzelne Asylwerber nach Graz und besucht mit ihnen ihre jeweiligen Gebetsstätten.

Kartenspiel

Beinahe jeden Abend sitzt Rosenberger mit ihren Töchtern und Nichten und den Bewohnern im Flüchtlingsheim über dem persischen Kartenspiel Hokm. Das musste Rosenberger anfangs erst mühsam lernen. Die Regeln wurden damals noch mit Händen und Füßen erklärt. Mittlerweile kann sie mit den Flüchtlingen mithalten. "Da muss man aber aufpassen: einer ist dabei, der schummelt gern", meint sie lachend.

In Gleisdorf haben sich die Freiwilligen in einer kleinen Gruppe organisiert. Doch nicht alle sind von der Arbeit der Helfer begeistert. "Es gibt viele hier, die das freiwillige Engagement nicht gutheißen. Das sagen sie dir aber meistens nicht ins Gesicht", sagt Rosenberger. Auch mit den zuständigen Stellen in Graz sei sie schon öfter aneinander geraten. Denen gefällt es nicht, wenn sich Freiwillige zu viel einmischen", sagt sie.

Familienfeier

Vor einigen Wochen wurden Familie und Freunde zum Grillfest eingeladen – natürlich waren da auch die Asylwerber dabei. Nach dem Essen erhoben sich die Flüchtlinge einer nach dem anderen und begannen Rosenberger und ihrer Familie einen Segen in der jeweiligen Landessprache auszusprechen. Auf Arabisch, Persisch, Somali und Englisch wurde ihr Dank gesagt. "Das war wirklich unglaublich rührend", beschreibt sie die Festlichkeiten.