Gondelabsturz: Tochter rief Mutter von Unglücksstelle an
Jener dänische Skiurlauber, der am Dienstagvormittag mit drei seiner Verwandten – seinem Bruder (46), seiner Tochter (19) und seinem Sohn (20)– im Skigebiet Hochoetz in einer Gondel der Acherkogelbahn in die Tiefe gestürzt ist, schwebte am Mittwoch weiter in Lebensgefahr.
„Er wurde nach einer Operation auf die Intensivstation verlegt und befindet sich weiter in kritischem Zustand“, sagte ein Sprecher der Klinik Innsbruck.
Neue Details zu Unfallhergang
Auch seine Familienmitglieder wurden bei dem Seilbahnunglück schwer verletzt. Ausgelöst wurde der Unfall durch Bäume, die auf die Trasse stürzten. Unklar blieb vorerst vor allem, warum der Baum umfiel, auf die Verankerung der Gondel bzw. das Tragseil krachte - und die Gondel dann abstürzte. Am Dienstag war es an Ort und Stelle nicht windig gewesen. Das Tragseil selbst soll nicht gerissen sein.
Die betroffene Acherkogelbahn wurde vorerst außer Betrieb gesetzt. Die Gondel wurde geborgen, ins Tal gebracht und soll nun untersucht werden. „Es gibt Vorgaben, wie eine Trasse auszusehen hat und wie man sie auch immer kontrolliert.
Das haben wir genau nach diesen Vorschriften gemacht. Nun schauen wir uns zusammen mit einem Geologen den Wald an, um auch in diesem Bereich an der Ursachenforschung zu arbeiten“, beschrieb Michaela Burger, Geschäftsführerin der Bergbahnen Hochoetz, gegenüber dem ORF Tirol weitergehende Untersuchungen. Bisher seien das Seil und auch die Liftstützen untersucht worden.
„Wir konnten zwei der Opfer im Krankenhaus Zams befragen. Der 20-Jährige steht immer noch unter Schock und kann sich an nichts erinnern“, berichtete Bezirkspolizeikommandant Hubert Juen. Der Onkel des jungen Mannes könne sich zwar an den Absturz erinnern, aber nicht, wie es dazu gekommen ist.
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Die Befragung der Tochter, die wie ihr Vater in Innsbruck behandelt wird, stand noch aus. Ihre Mutter hat aber inzwischen mit dänischen Medien über die dramatischen Szenen während und nach dem Unfall gesprochen, die von ihrer Tochter von der Unglücksstelle aus angerufen wurde.
„Sie hat mich per Facetime kontaktiert, als ihr Vater – also mein Ex-Mann – vom Hubschrauber abgeholt worden war und sie wartete“, erzählte Patricia T., wie die Krone berichtet. Es sie schrecklich gewesen, „zu Hause zu sitzen und nichts tun zu können.“
Die 20-Jährige konnte inzwischen offenbar mehrfach mit ihrer Mutter telefonieren und Details über das Unglück schildern. Die junge Frau landete demnach nach dem Absturz auf ihrem bewusstlosen Bruder, während ihr Vater und ihr Onkel aus der Gondel geschleudert wurden.
Hilfe gerufen
Eine halbe Stunde verging, ehe Hilfskräfte zu den Verunfallten gelangen konnten. Die 20-Jährige hatte zuvor versucht, über ihr Handy Hilfe zu rufen und schließlich bei einem Skiverleih in der Nähe Angaben zum Unfallort gemacht. Die junge Frau soll am leichtesten verletzt worden sein – im Gesicht und an der Wirbelsäule.
Ihr Vater musste hingegen laut seiner Ex-Frau stundenlang operiert und anschließend ins künstliche Koma versetzt werden.
Aufschlüsse über den Unfallhergang erhofft sich die Polizei auf von weiteren Zeugen des Unglücks, die für Mittwochabend angesetzt waren. Es handelt sich dabei um ein deutsches Ehepaar, das in der Kabine vor der abgestürzten Gondel Richtung Berg unterwegs war und ebenfalls verletzt wurde.
Auch die beiden Deutschen standen zunächst derart unter Schock, dass sie keine Auskünfte über das Geschehen machen konnten. „Außerdem gibt es zwei Zeugen, die in der hinteren Gondel waren. Von ihnen erhoffen wir uns Klarheit, was genau passiert ist“, sagte Juen. Sie sollten ebenfalls am Mittwochabend befragt werden. Die Unglücksgondel wurde geborgen und sichergestellt.