Getrennte letzte Ruhestätten für Männer und Frauen
Was zunächst etwas befremdlich klingt, hat sich für den Salzburger Steinmetz Gottfried Mayer als Marktnische entpuppt. Der Geschäftsführer des Steinmetzbetriebs Lienbacher bietet seit Anfang Juni ein Frauen- und ein Männergrab an.
Die speziell ausgewiesenen "Gendergräber", wie Mayer sie nennt, hat er von der Friedhofsverwaltung am Kommunalfriedhof übernommen. "Die Gräber wurden aufwendig restauriert und sind jeweils mit einem schönen Grabstein bestückt", erklärt Mayer beim KURIER-Lokalaugenschein. Mehr als 50 Namen könnten problemlos in den Grabstein eingraviert werden.
Singlefreundlich
Er selbst habe vor einigen Monaten nicht gewusst, dass es solche Gräber überhaupt gebe. Doch auf der Suche nach einer neuen Geschäftsidee stolperte er über das Konzept der Gendergräber. "Vom Geschlecht getrennte Gräber sind international keine Seltenheit. In München gibt es etwa einen Friedhof mit Gräbern, die sich speziell an lesbische Frauen richten", sagt Mayer.
Auch in Berlin habe eine homosexuelle Community Gräber auf einem alten Friedhof restaurieren lassen, erzählt der Steinmetz. "Doch die Gendergräber richten sich nicht rein an homosexuelle Kunden". Er reagiere mit diesen Stätten vielmehr auf den gesellschaftlichen Wandel der vergangenen 20 Jahre. Es existiere vielfach kein Familienverband mehr. Die Singlehaushalte seien weiterhin eine stark wachsende Gruppe. Hier stelle sich die Frage: Wer kümmert sich später einmal um das eigene Grab? "Ein Gemeinschaftsgrab empfiehlt sich für Alleinstehende und ist eine gute Alternative, wenn ihre Angehörigen nicht in der näheren Umgebung wohnen."
Grabpflege
Bei den – derzeit noch nicht belegten – Gendergräbern übernimmt die Firma Lienbacher die Pflege der letzten Ruhestätte. Für einen Zeitraum von zehn Jahren belaufen sich laut Mayer die Kosten auf rund 1000 Euro. Die Bestattungsart könne dabei individuell gewählt werden. Es spiele keine Rolle, ob dabei eine Erd- oder Urnenbestattung erfolgt. Ein positiver Nebeneffekt sei zudem, dass historische Gräber erhalten werden.
"Es besteht nur ein befristetes Nutzungsrecht auf Gräber, in der Regel für zehn Jahre. Wenn kein Angehöriger mehr da ist, der das Grab pflegt, dann verfallen diese. Dazu sind wir da. Wir kümmern uns um deren Erhaltung", sagt Mayer.
Das Schöne daran sei, dass mit den Gemeinschaftsgräbern vor allem ein Ort gegen das Vergessen geschaffen wird. "Es ist wichtig, dass wir einen Ort der Erinnerung haben. Denn wirklich tot ist ein Mensch erst dann, wenn sich niemand mehr an ihn erinnert", betont der Steinmetz.