"Gesundheitssystem steht vorm Kollaps"
Von Thomas Martinz
Kärntens Ärzte steigen auf die Barrikaden. Wie lässt sich ein solcher "Streik" mit dem hippokratischen Eid vereinbaren?
Huber: Ein Streik wäre mit der Niederlegung der Arbeit verbunden. Das machen wir nicht. Am Donnerstag werden von 8.30 bis 12 Uhr in den KABEG-Häusern Betriebsversammlungen abgehalten. Es wird einen Notbetrieb geben. Die Patienten sollen darunter nicht leiden.
Der Eid beinhaltet die bestmögliche Versorgung für Patienten. Aber wenn Operationen und Eingriffe verschoben werden ......
Wir hätten uns auch erwartet, dass derartige Maßnahmen nicht erforderlich sind. Die Wahrheit ist: uns bleibt nichts Anderes übrig. Und zwar auch weil wir an die Patienten und die medizinische Versorgung in Kärnten denken. Die erforderlichen Änderungen werden ja letztlich den Patienten zugute kommen. Die Wahrheit ist: In Kärnten steht das Gesundheitssystem vor dem Kollaps. Die Ärzte arbeiten bis zur Erschöpfung, Grenzen werden überschritten, weil immer mehr Patienten in kürzester Zeit versorgt werden sollen. Wir haben uns vor Monaten mit einem Forderungskatalog an die KABEG und an die Politik gewandt. Dort ist das Problembewusstsein aber sehr klein. Fakt ist: Kärntens Ärzte wandern ins Ausland, in andere Bundesländer ab oder nehmen Kassenstellen an, weil der Frust in den KABEG-Spitälern zu groß ist. Die Arbeitszeit geht über die 72 Wochenstunden hinaus, es mangelt an Personal.
KABEG-Vorstand Arnold Gabriel sagt, von Personalmangel könne keine Rede sein. Im Klinikum Klagenfurt gebe es so viele Ärzte wie noch nie.
Klar, wenn man eine Vollzeit-Kraft durch zwei Teilzeit-Ärzte ersetzt, erhöht man die Zahl der Mediziner um 100 Prozent. Aber damit will ich nichts gegen Teilzeit-Ärzte sagen.
Die Mediziner fordern nun eine Erhöhung des Grundgehalts und die 48-Stunden-Woche.
Ja, wir fordern eine Reaktion. Es kann ja nicht sein, dass man beispielsweise in Vorarlberg reagiert und dort das Einstiegsgehalt für einen Mediziner fast doppelt so hoch ist wie in Kärnten. Ich weiß, dass nichts von heute auf morgen geht, aber wir müssen die Abwanderung abbremsen. Dringend. Wir können nicht auf die Umsetzung der 48-Stunden-Woche bis 2020 warten, wir müssen jetzt initiativ werden und ein Signal setzen. Die Kampfmaßnahmen am Donnerstag sind der Beginn.
Es sind also weitere geplant?
Bei der Betriebsversammlung soll ein Maßnahmenkatalog beschlossen werden. Wenn sich nichts ändert, ist es nicht ausgeschlossen, dass das in regelmäßigen Abständen stattfinden wird.
Aktuell sind nur die KABEG-Häuser von den Betriebsversammlungen betroffen. Wird sich das ausweiten?
Andere Häuser haben den Vorteil, dass sie flexibler auf neue Gegebenheiten reagieren können. Aber selbstverständlich haben wir die Unterstützung von allen Ärzten, denn die Probleme sind ja kärntenweit die selben.