Gemeinderatswahl in Kärnten: Frauenliste mischt Kommunalpolitik auf
Von Anja Kröll
Obervellach ist ein kleiner Ort im Kärntner Mölltal. Knapp 2.000 Einwohner, ein Erlebnisbad, ein Dorfplatz, der früher als Verwaltungszentrum des Bergbaus galt. So weit, so bekannt. Neu sind 20 Frauen, die die Politik bei den bevorstehenden Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen am 28. Februar verändern wollen.
„Wir wollen mehr Frauen in den Gemeinderat bringen. Auf vielen Listen gibt es Frauen, aber meist auf nicht wählbaren Plätzen – Quotenfrauen“, sagt Angelika Staats, die die „Liste E20 – Frauen in Obervellach“ gegründet hat.
Schlusslicht Kärnten
Dass gerade in Kärnten Luft nach oben herrscht, wenn es um Frauen in der Kommunalpolitik geht, zeigt ein Blick auf die Zahlen des Österreichischen Gemeindebundes: 39.740 Gemeinderäte gab es mit Stand Dezember 2020 in der Alpenrepublik. 9.757 davon waren Frauen. Ein Anteil von 24,5 Prozent.
Diese Zahl findet sich in etwa in allen Bundesländern Österreichs wieder. Mit einer Ausnahme: Kärnten. Hier sind gerade einmal 18 Prozent aller Gemeinderätinnen weiblich. Kein einziges anderes Bundesland Österreichs liegt sonst unter der 21 Prozent-Marke (Tirol: 21 Prozent; Salzburg, Oberösterreich, Burgenland: 24 Prozent; Niederösterreich, Steiermark, Vorarlberg: 26 Prozent; Wien: 31 Prozent).
E20-Listengründerin Staats, Lehrerin an einer AHS, ist überzeugt, dass sie und ihre Anhängerinnen die Gemeindepolitik verändern werden. „Die Gesprächs-und Projektkultur verhält sich ganz anders, wenn Frauen mitreden können und wir sind konsequenter in der Umsetzung“, erklärt sie.
Aktuell sind zwei Mitglieder des 19-köpfigen Obervellacher Gemeinderats weiblich. Eine davon ist Bürgermeisterin Anita Gössnitzer. Eine reine Frauenliste, trotz weiblicher Bürgermeisterin, das überrascht. „Für uns kam die Liste auch überraschend. Aber ich freue mich, dass ich weibliche Unterstützung bekommen, Arbeit ist genug vorhanden“, sagt die ÖVP-Frau.
Seit Jahren wäre der Frauenanteil im Gemeinderat des Oberkärntner Ortes gering. Die Erklärung der Ortschefin: „Viele Frauen sagen, dass sie ausgelastet sind mit Beruf und Familie und dass am Abend keine Zeit mehr bleibt.“
Gute acht Autominuten entfernt von Obervellach findet sich die Gemeinde Reißeck (Kolbnitz, Penk, Teuchl): Hier gibt es 14 Gemeinderäte, davon sieben Frauen. Warum Männer am Abend trotz Berufs noch Zeit für die Gemeindepolitik finden?
„Naja, der Haushalt und die Kinder liegen am Land halt schon eher bei den Frauen“, erklärt Gössnitzer. Auch Staats kann diese Beobachtung bestätigen: „Gerade am Land haben Männer ein ganz anderes politisches Selbstverständnis.“
Männer auf Frauenliste
Der Mann ist der Herr Gemeinderat. Das gibt schon der Name vor. Und weil es immer so war, bleibt es auch immer so.“ Apropos Männer: Wie haben diese auf das Antreten der E20er-Innen reagiert?
„Das ist lustig, wir hatten schon einige Anfragen von Männern, ob sie bei uns auf der Liste mitmachen können“, sagt Staats. Generell sei dies eine Überlegung wert, „sobald wir 50 Prozent des Gemeinderats mit Frauen besetzt haben“, erzählt die Lehrerin.
Eines ist ihr aber wichtig: „Wir sind nicht gegen Männer, wir sind für ein gemeinsames Erreichen von Zielen.“
Die Frauen der E20-Liste, deren Name sich vom Gründungsjahr 2020 ableitet (das E steht für 20 Eigenschaftswörter, die mit e beginnen und positiv besetzt sind) haben sich seit Listengründung übrigens coronabedingt noch nie getroffen. „Wir leben in einem kleinen Dorf, klar, da kennt man sich“, sagt Staats.
Unter ihren Mitstreiterinnen finden sich von der Restaurantbesitzerin über die Bäuerinnen bis hin zur Finanzdienstleisterin die unterschiedlichsten Frauen unterschiedlichen Alters. Angeworben habe sie Staats alle telefonisch. „Bis auf zwei, die habe ich zufällig beim Langlaufen getroffen und gleich gefragt.“
Auf das erste persönliche Treffen der Gemeinderätinnen in spe freut sie sich aber umso mehr. „Hoffentlich, um den Wahlsieg zu feiern.“