Fahrerlos, aber auch fast geräuschlos
Von Thomas Martinz
Nahezu geräuschlos bewegt sich ein kleiner Bus durch die Fußgängerzone am Alten Platz in Klagenfurt und fährt von hinten auf zwei Männer zu. Die älteren Herren scheinen das Gefährt nicht zu hören, daher stoppt der Bus und klingelt wie eine Straßenbahn. Die Männer gehen zur Seite und beobachten das Shuttle, das langsam wieder Fahrt aufnimmt und an ihnen vorbeigleitet.
„SURAAA“ (Smart Urban Region Austria Alps Adriatic) nennt sich das Vehikel. Zwar ist zur Sicherheit ein Operator an Bord, aber das Shuttle fährt, bremst und klingelt selbst – erstmals in Österreich in einer Innenstadt in der Fußgängerzone. Von Montag bis heute, Samstag, verkehrt es im Zehn-Minuten-Takt zwischen der Bahnhofstraße und dem Landhaushof, um die Interaktion mit Fußgängern, Radfahrern, Kindern oder auch Hunden zu testen.
„Der Bus ist ansonsten in Pörtschach im Linienbetrieb mit 20 km/h unterwegs. Innerstädtisch mussten wir die Höchstgeschwindigkeit auf sieben km/h reduzieren“, schildert Projektleiter Walter Prutej die wichtigste Erkenntnis. Gemeinsam mit der Fachhochschule Kärnten und den Stadtwerken wurde nicht nur der Betrieb in einer Fußgängerzone getestet, es gab mittels Befragung der Passanten auch entsprechende Akzeptanzanalysen. Prutej: „Die Menschen stehen dem Projekt sehr positiv gegenüber und können sich vorstellen, ein solches Fahrzeug für den Weg zur Arbeit, Schule, zu anderen Transportmitteln oder zum Einkaufen zu nutzen.“
Auch Verbesserungsmöglichkeiten zeigte der Test auf. „Da das elektrische Verkehrsmittel extrem leise ist, müsste man für den Regelbetrieb mit Beschilderungen und Bodenmarkierungen nachrüsten“, sagt Prutej. In Abstimmung mit Stadt und Stadtwerke wird nun über einen dauerhaften Einsatz von „SURAAA“ entschieden. Das Shuttle übersiedelt am Montag wieder nach Pörtschach, wo es bis 31. Oktober im Betrieb bleibt. Dann stehen auf einer abgesperrten Strecke in Kärnten Wintertests bei Schnee und Eis an.
Tests auf der A2
Fleißig getestet wird das autonome Fahren indes auch seit Jahresbeginn auf der A2 Südautobahn rund um Graz. Kamera-, Verkehrsfluss- und stationäre Radarsensoren wurden verbaut, Letztere zur Verkehrsflussanalyse. „Diese Daten werden dann gemeinsam mit jenen, die das Testauto selbst sammelt, zusammengeführt. So können die Forscher erkennen und analysieren, wo und wie sich das Testauto verhalten hat und ob es wie geplant auf den Verkehr rundherum reagiert hat“, berichtet Thomas Zach, Geschäftsführer der ALP.Lab GmbH. Bei den Tests sitze stets ein hoch qualifizierter Fahrer am Lenkrad, der jederzeit einschreiten könne, erklärt Peter Fischer, Forscher an der TU Graz. Es habe jedoch bislang keine Auffälligkeiten oder kritische Situationen gegeben, betonen Zach und Fischer unisono.
THOMAS MARTINZ