Chronik/Österreich

Elektroniktricks: Autodiebe werden immer raffinierter

Seinen Autoschlüssel auf dem Fensterbrett neben der Wohnungstür abzulegen, kann heutzutage schon fahrlässig sein. Selbst durch die geschlossene Tür können Diebe mittlerweile die notwendigen Informationen von herumliegenden Autoschlüsseln per Funk "absaugen".

Was nur wenige wissen: Moderne Funk-Autoschlüssel haben eine wahre Fülle an Informationen abgespeichert. Von der richtigen Funkfrequenz für die Wegfahrsperre über die Farbe des Autos und Funkcodes der Zentralverriegelung bis zum aktuellen Tankinhalt des Autos. Diebe können sogar die Temperatur des Fahrzeugs anhand der Infos im Schlüssel ablesen – und damit feststellen, ob es im Freien oder in der Garage steht.

Täter arbeiten rasch

Die Diebe werden jedenfalls immer professioneller, warnt das Bundeskriminalamt. Vom Auslesen des Autoschlüssels durch die Wohnungstür oder im Shopping-Center bis zum Wegfahren vergeht nur "rund eine Minute", erklärt Horst Reisner von der Abteilung Kfz-Forensik. Geräte, die von der Polizei zuletzt sichergestellt wurden, haben rund sechs Meter Reichweite.

Dabei müssen die Kriminellen nicht mehr warten, dass der Wagen per Funk abgesperrt wird. Die vom Schlüsselbesitzer abgesaugten Informationen werden sofort an einen Komplizen gesendet, der den Pkw öffnet und einen Laptop anschließt. Damit wird der Kfz-Software ein Ersatzschlüssel vorgetäuscht, der Lenker kann somit selbst bei einer Polizeikontrolle jederzeit den Wagen abstellen und wieder neu starten. Noch professioneller agierende Täter bringen eigene Kennzeichen und Zulassungsscheine mit – sie können kaum erwischt werden.

350 Untersuchungen

Für die Experten der Fahrzeug-Forensik fallen wegen der neuen Methoden immer mehr Untersuchungen an. 2014 wurden gerade einmal 30 Fälle bearbeitet, heuer waren bereits rund 350 Fahrzeuge zu Ermittlungen bei den Experten.

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"Je mehr Komfort ein Auto bietet, desto mehr Angriffsflächen hat es", erklärt Reisner. Ein modernes Fahrzeug generiert pro Betriebsstunde bereits durchschnittlich rund zehn Gigagbyte Daten. Dabei sind viele Dateien wenig relevant, andere dafür hochsensibel.

Diagnose-Geräte

Einige der Geräte, die zum Knacken der Fahrzeuge notwendig sind, kann man ganz legal über das Internet erwerben. "Beliebt" ist aber auch, Diagnosegeräte von Herstellern zu stehlen und sie dann für kriminelle Zwecke einzusetzen.

Manche Fahrzeugmodelle können von Hackern sogar übernommen und ferngesteuert werden, obwohl jemand im Auto sitzt. "Man braucht keine Angst zu haben, aber dass selbstfahrende Autos als Tötungsmaschinen eingesetzt werden könnten, ist zumindest denkbar", sagt Reisner. Andererseits dürfte bei vielen Lenkern noch das Bewusstsein fehlen, was ein modernes Auto alles über seinen Besitzer weiß.

In Summe gehen die Autodiebstähle leicht zurück: Seit 2010 sank die Zahl langsam aber stetig von 4400 Pkw-Diebstählen auf 3300 im Vorjahr. Diese sind allerdings sehr oft gezielte Auftragsarbeiten.