Chronik/Österreich

Eine Armee von Bartträgern

Die Sonne sticht schon an diesem Morgen. In der Hesserkaserne in St. Pölten haben sich zahlreiche Soldaten abmarschbereit gemacht. Sie werden die kommenden Wochen bei der Fünfkampf-Weltmeisterschaft in Wiener Neustadt verbringen. Jetzt warten sie mit ihren Rucksäcken auf den Bus, die Stimmung ist locker.

Es ist noch gar nicht so lange her, da hätten einige Rekruten vor der Abfahrt noch einmal im Laufschritt in die Unterkunft zurück müssen – in den Gehörgängen noch der Nachhall der Schreie eines Vorgesetzten. Doch Mazlum Akyol und Bzevdan Zupani können völlig entspannt bleiben. Niemand stört sich mehr daran, dass sie sich nicht rasiert haben.

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Im Gegenteil: Die beiden wollen sich einen Bart wachsen lassen und haben dafür sogar die Erlaubnis des Ministers. "Die neuen Regeln finde ich super, und meiner Freundin gefällt es auch", sagt Zupani.

Kritik

Im Juli 2016 hat das Bundesheer per Erlass neue Verhaltensregeln festgelegt und dabei auch gleich mit einigen Traditionen gebrochen. Denn unter dem Punkt Barttracht heißt es nun: "Voll-, Oberlippen-, Kinn- und Backenbärte sind erlaubt. Sie sind gepflegt und gestutzt zu halten." (siehe Regeln unten)

Als die Armee den Bart-Erlass im Internet veröffentlichte, war die Aufregung groß. Auf Facebook schrieb einer: "Jetzt laufen wir alle wie die Taliban herum." Ein anderer meinte: "Ein Soldat hat rasiert zu sein, was soll der Schwachsinn?" Aber es gab auch viele positive Reaktionen. "Endlich darf mein Mann Bart tragen! Freue mich riesig", schrieb eine Userin. Ein anderer jubelte: "Jetzt kann ich endlich zum Heer gehen."

Garde

Auch in der Truppe selbst wird der Bart-Erlass nach wie vor heftig diskutiert. Es gibt Offiziere, die sich Sorgen um das Erscheinungsbild des Heeres machen. Denn von der neuen Regelung ist kein Truppenteil ausgenommen, auch die Garde nicht. "Das schaut ja schrecklich aus, wenn einer Bart trägt und der andere nicht", heißt es hinter vorgehaltener Hand.

Tatsächlich wird beim Militärkommando Wien derzeit überlegt, bei Staatsbesuchen eine Ausnahme zu machen und vorher einen Rasier-Befehl auszusprechen. Fix ist das aber noch nicht.

Wie auch immer. Selbst langgediente Soldaten genießen die neue Freiheit bei der Gesichtsbehaarung. "Nach 37 Jahren muss ich mich endlich nicht mehr rasieren", freut sich Vizeleutnant Adalbert Putschögl und sein Oberlippenbart zieht sich dabei nach oben.

Soldaten dürfen sich ab sofort einen Vollbart wachsen lassen. „Voll-, Oberlippen-, Kinn- und
Backenbärte sind erlaubt. Sie sind gepflegt und gestutzt zu halten“, heißt es in der Neuregelung.
Bisher waren nur Oberlippenbärte sowie Koteletten bis zum Ohrläppchen erlaubt.
Die Erlaubnis einen Bart zu tragen, gilt für alle Soldaten, also auch für Grundwehrdiener und Berufssoldaten. Für Milizsoldaten waren Vollbärte schon bisher erlaubt. Nur beim Tragen von ABC-Schutzmasken muss das Gesicht weiterhin so rasiert sein, dass der Dichtrahmen auf der Haut aufliegt.