Eheschließungen in Österreich nehmen zu
Von Birgit Seiser
Im Westen heiratet man besonders gerne. Wiener und Burgenländer sind Heiratsmuffel. Gemeinsam statt einsam, mit Trauschein und Ring – heiraten ist 2014 wieder in Mode gekommen. Das beweist eine Studie der Statistik Austria, die für das erste Halbjahr ein Plus an Eheschließungen verzeichnet. Um 6,5 Prozent stieg die Zahl der Heiratswilligen im Vergleich zum Vorjahr an. Diesen Trend besiegeln zumindest alle Bundesländer außer Wien und dem Burgenland. Im östlichsten Bundesland wollten sogar 1,2 Prozent weniger vor den Altar treten. In der Bundeshauptstadt war es ein relativ geringes Plus von 2,6 Prozent. Überhaupt ist an den Bezirkszahlen stark zu merken, dass heiraten vor allem in den ländlichen Regionen in ist.
„In der Stadt ist der soziale Druck geringer“, erklärt die Familiensoziologin der Universität Wien, Ulrike Zartler. Die eher konservative Einstellung am Land bringt also immer noch viele dazu, zu heiraten. „Der Druck kommt am Land zum Teil von der Familie oder auch aus der Nachbarschaft, was in der Stadt seltener der Fall ist“, so Zartler.
Finanzen vor Romantik
Von einem Heiratsboom kann auf lange Sicht gesehen aber nicht die Rede sein. Im Gegenteil, es sinkt die Zahl der Eheschließungen seit 1951 – mit Ausnahme von kleinen Ausreißern – stetig. Nur 1987 gab es ein Rekordjahr, das letzte Jahr, in dem eine „Heiratsbeihilfe“ ausbezahlt wurde. Die Romantik kommt also im Ernstfall immer erst nach der wirtschaftlichen Entscheidung. Das könnte auch die konstanten Scheidungszahlen erklären. Auch hier ist der städtische Bereich ein Ausreißer. Während in Wien vergangenes Jahr 46,4 Prozent der Ehen auseinandergingen, waren es in Tirol nur 34,4 Prozent.
Die Erklärung dafür liegt laut der Familiensoziologin in der Infrastruktur: „Eine geschiedene Mutter hat es am Land oftmals schwerer. Viele Kindertagesstätten sind nur bis zur Mittagszeit geöffnet, das macht es komplizierter, einem Beruf nachzugehen. Wenn öffentliche Verkehrsmittel fehlen, wird auch der Arbeitsweg zum Problem. Damit wird das Leben nach einer Scheidung oft schwieriger.“