Die Glücksbringerin von Ladakh
Von Evelyn Peternel
Glück wird in Europa an allen Ecken angeboten: in Lebenshilfebüchern, in Psycho-Seminaren ebenso wie in Pillen. Glück kann man bei uns kaufen, Glück kommt sogar in der US-Verfassung vor. Was Glück genau ist, ist dennoch schwer zu sagen.
In der indischen Region Ladakh definieren die Menschen Glück nach anderen Maßstäben als hierzulande – ihr Leben ist schließlich auch ein ganz anderes. Der Landstrich im Norden des Subkontinents ist wegen seiner hohen Gebirge zu 96 Prozent unbewohnbar; die etwa 270.000 Menschen, die dort leben, müssen 300 Tage im Jahr ohne Regen auskommen. Und regnet es einmal, verheißt auch das nicht immer Gutes. 2010 wurden bei einer schweren Flut 240 Menschen getötet, 20 Dörfer teils zerstört, die Hauptstadt schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Von der Einmalhilfe zum Lebensprojekt
Diese Flutkatastrophe war es, die die Grazerin Ulli Felber dazu brachte, sich für die Ladakhis zu engagieren. Die 32-Jährige war damals eine jener Touristen, die durch die Katastrophe selbst betroffen waren, denn die Region war tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Die Touristen halfen mit, zu retten, was ging – das tut Felber bis heute: „Aus diesem prägendem Erlebnis heraus habe ich mit einem jungen indischen Arzt das Spendenprojekt ,Hilfe für Ladakh‘ gegründet. Eigentlich war es als einmalig gedacht, aber jetzt wächst es Jahr für Jahr.“ Die Werbetexterin reist deshalb regelmäßig nach Indien, gemeinsam mit Helfern vor Ort betreut sie bedürftige Familien und kümmert sich um Patenkinder. Zudem hat sie eine Nomadenschule finanziell unterstützt - 130 Kinder werden dort mittlerweile unterrichtet.
Gründe fürs Glück
Das Glück und die Zufriedenheit, die die Menschen dort trotz aller Widrigkeiten und Schicksalsschläge ausstrahlen, fesselt Ulli Felber bis heute. Die vielen verschiedenen, persönlichen Gründe dafür hat sie deshalb nun in einem Buch gesammelt. „Glück ist eine innere Einstellung“, sagt da etwa der 33-jährige Chawang Samdup, von Beruf Guesthouse-Betreiber. „Glück wird im Himmel gemacht und auf Erden gelebt“, erklärt es wiederum Nagris Bano, Hausfrau aus Ladakh. Oder noch einfacher: „Glück ist für mich, mit meinen Freunden in der Schule zu spielen, Zeichentrickfilme anzusehen und schöne Kleider anzuziehen“, meint Spalyang Namgyal. Sie muss es wissen: Der Name der Achtjährigen bedeutet übersetzt „die Mutige und Glückliche“.
Die Gründe für das Glück sind also vielfältig. Dass die Bewohner zur einen Hälfte buddhistisch, zur anderen muslimisch sind und dennoch in Frieden miteinander koexistieren, könnte ein Grund dafür sein; die einfachen Lebensumstände - mitsamt ihren Schwierigkeiten – vielleicht ein anderer. Ein dritter mag sein, dass der Zusammenhalt in Ladakh besonders ist; ein klein wenig Anteil daran hat sicherlich auch Ulli Felber: Ein Teil des Erlöses ihres Glücks-Buches geht nämlich wieder nach Ladakh.
Infos & Buchpräsentation
"Das Glück & Ladakh" (Kaufpreis: 12 Euro) wird am 21. November bei Weltweitwandern“in Gaswerkstraße 99, 8020 Graz, präsentiert. Zu beziehen ist es über das Spendenprojekt "Hilfe für Ladakh" und via Mail: luckandladakh@gmail.com