Der Betreuer der Millionäre
Von Nihad Amara
Kein Name, kein Foto. Der Betreuer von Großgewinnern der Österreichischen Lotterien will anonym bleiben, damit ihn niemand bei einem Kundenbesuch erkennt. Denn er läutet nur dann an Türen an, wenn mehr als 80.000 Euro Gewinn im Spiel sind. Heute, Mittwoch, warten 8,8 Millionen Euro im Lotto-Pot. Ein Gespräch über Mythen, Glück und den Stress frischgebackener Millionäre.
KURIER: Wie kommen Lotto-Gewinner zu Ihnen?
Indem jemand über 80.000 Euro gewinnt und die Telefonnummer auf der Quittung wählt. Ich vereinbare dann gleich einen Termin. Der Gewinner übergibt mir den Lottoschein und erhält eine Gewinnbestätigung. Das ist der gültige Gewinnnachweis. Damit geht die Gefahr vom Gewinner auf die Lotterien über. Die Leute sind dann erstmal erleichtert. In diesem Moment höre ich oft: "Jetzt glaube ich es erst."
Was ist der erste Rat, den Sie einem Gewinner geben?
Ich bin kein Vermögensberater und gebe keine Veranlagungstipps. Ich muss herausfinden, ob die Leute das Wissen haben, um mit dem Geld umzugehen.
Können Sie kurz beschreiben, wie es einem frischgebackenen Millionär geht?
Bei sehr hohen Beträgen spielt neben Freude natürlich auch Stress mit. Das übersteigt die normalen Erwartungen. Meine Aufgabe ist es, den Stress abzubauen und Mythen aufzuklären. Eine Mär ist zum Beispiel, dass nach einem Jahr Steuern fällig wären. Das Geld ist aber bereits endversteuert.
Was macht der durchschnittliche Gewinner mit seinem Geld?
Genau verfolgen kann ich das nicht. Einige wollen auch keine Beratung. Aus meinen Gesprächen geht hervor, dass viele ihre Schulden zahlen, ein Haus oder ein Auto kaufen oder etwas veranlagen wollen. Kinder oder Enkelkinder werden immer berücksichtigt. Die Menschen tun genau das, was in ihre persönliche Lebenssituation passt. Bei hohen Summen, die über das, was ich aufgezählt habe, hinausgehen, hat niemand eine Vorstellung, was er mit dem Geld macht.
Macht Geld die Menschen glücklicher?
Viel Geld ist auch nur Geld. Das persönliche Wohlergehen sollte im Vordergrund stehen. Geld soll dienen, und nicht den Menschen zum Sklaven machen. Es kann aber das Leben leichter machen.
Spielen Sie selbst Lotto?
Ja, natürlich. Aber mehr als 200 Euro habe ich noch nicht gewonnen.