Chronik/Österreich

Den Heiligen Drei Königen auf der Spur

Eine Gruppe von Männern legte eines Tages im Jahre 7 vor Christus Gold, Weihrauch und Myrrhe dem jungen Jesus zu Füßen. Wer genau dem „neugeborenen König der Juden“ diese antike Hausapotheke – alle drei Stoffe sind Heilmittel – überbracht hat, lässt Matthäus in Kapitel 2, Vers 1 und 11 offen: Dort ist nur von „Sterndeutern (griechisch: Magoi) aus dem Osten“ die Rede, die einem Stern folgend nach Jerusalem zogen. Das war’s.
Weder ist von drei Personen die Rede – ihre Dreizahl schloss Papst Leo (440–461) aus den drei Gaben – noch von Königen. Als Könige wurden die Gäste aus dem Osten erstmals um das Jahr 200 von dem christlichen Schriftsteller Tertullian bezeichnet. Beim Stern handelt es sich wohl um eine relativ seltene Konstellation von Jupiter und Saturn. Die beiden großen Planeten begegneten einander im Jahr 7 vor Christus gleich dreimal. „Jeder normale Mensch konnte allerdings erkennen, dass es sich um zwei Planeten gehandelt hat“, sagt der Direktor des Planetariums Wien, Werner Gruber.

Stern von Betlehem

Die Geschichte vom Stern von Betlehem steht laut dem Science Buster auf wackeligen Beinen. Sie kommt nämlich nur in der Bibel vor. „Andere kosmische Phänomene werden in verschiedenen Kulturen erwähnt.“ Wie die Supernova des Jahres 1054 nach Christus, die in 13 Quellen auftaucht. Der Halleysche Komet scheidet aus. Zwar wandelte dieser um 11 vor Christus tatsächlich über Betlehem, nur galten Kometen in der Antike als Unheilbringer. Erstmals dokumentiert ist der Komet als „Stern von Betlehem“ im Fresko „Anbetung der Könige“ (1302) von Giotto di Bondone. Der Florentiner Künstler hatte den Kometen im Jahr davor beobachtet.

Der Dreikönigstag oder Epiphanias (griechisch: Erscheinung) ist das letzte Fest im Weihnachtszyklus. Die katholische Kirche feiert die Anbetung Jesu durch die drei Weisen. Orthodoxe Christen gedenken an diesem Tag der Taufe Christi im Jordan und der Offenbarung des Heiligen Geistes. Die Heiligen Drei Könige sind fest im europäischen Brauchtum verankert.

Die größte Bedeutung hat der Dreikönigstag in Spanien. Am 6. Jänner bringen Caspar, Melchior und Balthasar den Kindern ihre Weihnachtsgeschenke. Bevor die Kinder am 5.1. schlafen gehen, stellen sie am Fenster ein Glas Likör und einen Keks für jeden König bereit und legen ein bisschen Hafer und Brot für die Kamele hin.

Alle Inhalte anzeigen

In Griechenland sucht man die Heiligen Drei Könige vergeblich. Auch hier ist der 6.1. ein Feiertag, aber die orthodoxen Christen feiern an diesem Tag Theophanie, die Taufe Christi. Am Vorabend singen die Kinder Lieder, die so genannten „Kalanta“, um böse Geister zu vertreiben. Am 6. Jänner ziehen die Priester nach der Messe durch die Dörfer, um die Häuser zu segnen.

Alle Inhalte anzeigen

In Frankreich wird am Dreikönigstag seit dem 14. Jahrhundert die „Galette des rois“ gegessen – einen Kuchen, in dem eine Porzellan- oder Plastikfigur eingebacken wird. Ursprünglich wurde eine Bohne verwendet. Der Brauch geht auf die Römer zurück, die an den Saturnalien Anfang Jänner (Saturn = Gott der Aussaat) auf diese Weise einen Festkönig bestimmten. Während der französischen Revolution verlor die „Galette des rois“ an Bedeutung, in den Jahren danach gewann der Sinn für kulinarische Genüsse aber erneut die Oberhand über republikanische Prinzipien.

Alle Inhalte anzeigen

In Österreich zeugen biblische Motive auf Festtagsgeschirr von der Religiosität der Bevölkerung. Ein Beispiel ist die abgebildete Schüssel aus Gmunden, die vor 200 Jahren hergestellt und vom Volkskundemuseum in Wien zur Verfügung gestellt wurde. Sie zeigt die drei Könige mit ihren Gaben. In jeder Hand tragen sie ein Szepter, als Symbol des Herrschers.