Corona-Krise: Der Wutbrief des Toni Mörwald
Angesichts der existenzbedrohenden Situation in Gastronomie und Hotellerie dürften derzeit vielerorts die Nerven blank liegen. Zu Papier gebracht hat das in der Vorwoche gerade jener Mann, der für seine Nähe zur türkisen Regierungspartei bekannt ist: Spitzenkoch Toni Mörwald aus Feuersbrunn (Bezirk Tulln, NÖ), Besitzer von sechs Restaurants, drei Hotels sowie einer Kochschule. In einem Wutbrief an Kanzler Sebastian Kurz, Ministerin Elisabeth Köstinger und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka hat er seinen Emotionen freien Lauf gelassen.
Das Schreiben macht mittlerweile die Runde und versetzt ob der total angriffigen Wortwahl ins Staunen. „Bitte verwendet nicht mehr „wir haben sofort geholfen“! Einfach gelogen! Unglaublicher Unsinn!“ In dieser Tonart sind es zehn Punkte, die Mörwald der Regierungsspitze an den Kopf wirft.
Unter anderem geht es dabei um seinen heftigen Unmut über die Kurzarbeit. Ihn stört, dass der Staat nicht die gesamten Lohnkosten übernimmt, sondern nur 80 Prozent. „Ihr habt per Gesetz unsere Betriebe geschlossen, daher bitte ich um den sofortigen Schadenersatz zu 100% und nicht zu 90 oder 80 oder 50%, einfach zu 100%“, liest man unter Punkt acht. Als Punkt neun folgt Kritik an den Pressekonferenzen.
Mörwalds Lösungsvorschläge
Mitten drin auch der Aufschrei: "Was hab ich getan, dass ich Tag für Tag ignoriert und hingerichtet werde?" Und: "Ich weiß, reden tun viele, nur wenige haben eine Idee und eine Lösung!" Seine Lösungsvorschläge, die er an den Kanzler und die Tourismusministerin gerichtet hat: "Bitte nicht Menschen einsperren und nichts tun lassen, sondern Wertschöpfung erzeugen und konsumieren lassen!" Dazu noch: "Der Staat übernimmt sofort den 100-prozentigen Schaden, welcher bis 15.5. 2020 entstanden ist, welcher sofort ausgezahlt wird in zwei Tranchen 15.4. und 30.4. 2020."
Es ist ein sehr langes Schreiben, das Top-Gastronom Mörwald da abgesetzt hat. In seinem Bekanntenkreis gibt man sich überrascht, dass er überhaupt in die Tasten gegriffen hat, wo er doch die Telefonnummern der Betroffenen hat.
Am Telefon entschuldigt
Gegenüber dem KURIER gab sich Toni Mörwald zurückhaltender. Er wundere sich, dass ein Schreiben an drei Personen jetzt die Runde mache. Die Regierung würde es grundsätzlich gut machen. Aber: „Man kann den Leuten schon die Wahrheit sagen.“ Wobei Mörwald nun wieder etwas leiser treten dürfte. Wie man hört, soll es einige heftige Telefonate gegeben haben. Verbunden mit einer Entschuldigung des Spitzenkochs.
Aus dem Tourismusministerium heißt es dazu nur: „Wir verstehen die außerordentlich angespannte Situation in der Gastronomie und Tourismusbranche. Die Ausbreitung des Coronavirus gefährdet die Existenz zigtausender Betriebe. Mit dem umfassenden Maßnahmenpaket tut die Bundesregierung alles, um die Liquidität zu gewährleisten und Mitarbeiter über Kurzarbeit in Beschäftigung zu halten. Die Behörden arbeiten mit Hochdruck daran, die Vielzahl der Anträge zu bewältigen, dabei werden alle gleich behandelt.“