Chronik/Österreich

Bei Rot rechts abbiegen: Experten sind skeptisch

In den USA macht man es, auch in der DDR war es einst erlaubt. Der neue Verkehrsminister Norbert Hofer forderte nun in einem Ö1-Interview, dass es bald auch in Österreich möglich ist – das Rechtsabbiegen, obwohl die Ampel rot ist.

Damit ist auch die Katze aus dem Sack, was das Prestigeprojekt des aktuellen Ressortchefs werden soll. Von Rudolf Streichers weißen Nummerntafeln über Hubert Gorbachs Tempo-160-Forderung und Doris Bures’ Rettungsgasse bis hin zu Jörg Leichtfrieds Alkolocks gab es stets ein Lieblingsthema des Ministers, das rasch für Aufsehen sorgte. Bei fast allen dieser Projekte gab es Widerstände. Die meisten davon (wie Werner Faymanns Winterreifenpflicht) wurden so lange aufgeweicht, bis wenig übrig blieb. Bestes Beispiel ist das Vormerksystem, das aus dem Punkteführerschein entstand und unreformierbar ist.

Auch bei Hofers aktuellem Vorschlag gibt es Skepsis bei den Experten. Österreichs führender Verkehrsjurist Martin Hoffer vom ÖAMTC meint: "Ich glaube nicht, dass das eine Offenbarung wird. Die meisten Plätze, wo das geht, sind ohnehin mit Spursignalen bereits jetzt ausgerüstet. Es gibt genügend andere Möglichkeiten, den Verkehr flüssiger zu gestalten, als rote Signale zu entwerten." Auch der ARBÖ sieht die Idee "kritisch". Ein weiteres Problem orten Experten bei den Ampelschaltungen in den Städten. Denn diese sind aufeinander abgestimmt, und wenn mehr Leute rechts abbiegen bei einer Rotphase, könnten gewisse Straßenstücke schneller volllaufen. Umprogrammierungen von Ampeln kosten in Wien Millionensummen.

Weniger Verkehrstote

Der neue Ressortchef startet übrigens voraussichtlich mit der besten Bilanz an Verkehrstoten seit Beginn der Aufzeichnungen in den 60er-Jahren. Heuer starben 403 Menschen – der bisherige Bestwert liegt bei 427 im Jahr 2016.

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