Chronik/Österreich

Angst vor Terroranschlägen: Anstieg bei Waffenkäufen

Nach den Terroranschlägen in den europäischen Hauptstädten wie Paris, Berlin oder London ist das subjektive Angstempfinden in Österreich groß. Die Debatten um Grenzschließungen überschlugen sich in den vergangenen Monaten, das Stichwort Flüchtlinge blieb dabei auch nicht außen vor.

Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) haben sich seit Beginn des Zustroms aus dem Nahen Osten die Meldungen über IS-Kämpfer oder Terroristen unter den Flüchtlingen gehäuft, heißt es im aktuellen Verfassungsschutzbericht. Aber auch die Zahl jener Verdächtigen, die sich aus Österreich im Nahen Osten radikaliseren ließen, ist groß. Mit Jahreswechsel waren den Behörden 296 Personen bekannt, die sich "aktiv am Dschihad in Syrien und Irak beteiligen, beteiligt haben oder beteiligen wollten".

141 Gefährder

Davon sollen laut Informationen des BVT 45 Personen ums Leben gekommen und 90 Personen wieder zurückgekehrt sein. Weitere 51 Terrorverdächtige konnten an einer Ausreise gehindert werden. Somit halten sich aktuell 141 sogenannte Gefährder im Land auf. Laut KURIER-Informationen ermittelte die Staatsanwaltschaft vergangenes Jahr in insgesamt 295 Fällen, die einen islamistischen Terrorbezug hatten. Im Jahr 2015 waren es 249 Verfahren, 2014 wurden 120 Fälle wegen dieser Delikte eingeleitet – eine Verdoppelung innerhalb von zwei Jahren.

Von den 295 geführten Fällen landeten gerade einmal 54 vor Gericht. Im Vergleich zum Jahr davor gab es kaum eine Veränderung – damals sind 49 Fälle gezählt worden. Im Vergleich zum Jahr 2014 gab es sehr wohl eine große Veränderung, denn da wurden nur zehn Verdächtige angeklagt. Besonders brisant sind die Zahlen der Verurteilungen. Denn diese sind innerhalb zweier Jahre um über das 20-fache gestiegen. Wurden 2014 zwei Terrorverdächtige verurteilt, waren es 2015 bereits 30 Personen. 2016 standen dann 42 Personen vor Gericht und fassten eine Haftstrafe aus. Mit Stichtag 1. August saßen 64 Terrorverdächtige hinter Gittern, sagt ein Sprecher des Justizministeriums.

Schusswaffen gefragt

Auch das Thema Flüchtlinge verunsichert die Österreicher. Bei einer Umfrage des Integrationsbarometers 2017 gaben 53 Prozent der Befragten an, ihr persönliches Sicherheitsgefühl habe sich durch die ankommenden Menschen verschlechtert. Und das obwohl laut der Kriminalstatistik im ersten Halbjahr 2017 eigentlich nur 7,6 Prozent der Verdächtigen Asylwerber waren.

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Doch das Unbehagen der Österreicher spiegelt sich auch bei der Nachfrage nach Waffen und Selbstverteidigungskursen wider. 2016 wurden in Österreich insgesamt 57.000 Schusswaffen verkauft – das sind um 10.480 Faustfeuerwaffen mehr als noch im Jahr zuvor. Die Zahl der registrierten Schusswaffen kletterte um mehr als sechs Prozent hinauf.

Waffendelikte steigen

Aber nicht nur die Anzahl der Waffenbesitzer stieg. Auch die Zahl der Straftaten mit Schusswaffen schoss innerhalb eines Jahres hinauf. 2015 wurden insgesamt 929 Delikte mit einer Waffe verübt, im Jahr darauf stieg die Zahl auf 1097. Das ergibt ein Plus von 18 Prozent. "Die Aktivitäten auf illegalen Waffenplattformen nahmen merklich zu. Es gab insgesamt eine größere Nachfrage nach Waffen und mehr Handel", erklärt Andreas Holzer, Leiter des Büros für Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt.

Sicheres Österreich

In Österreich herrscht laut der Behörden aufgrund der aktuellen europäischen Sicherheitslage seit Monaten "eine abstrakt erhöhte Gefährdung." Trotzdem zählt das Land laut dem "Global Peace Index" zu den friedlichsten Ländern der Welt und belegt im Gesamtranking hinter Island, Neuseeland und Portugal den vierten Platz.