78-Jähriger soll Frau erschossen haben
Maria T. starb durch einen Schuss in den Nacken: Die 73-jährige Oststeirerin wurde in ihrem Bett getötet.
Fast auf den Tag genau zwei Jahre später steht ihr Mann in Graz vor Gericht. Franz T. soll laut Anklage seine Frau mit einem Kleinkalibergewehr erschossen haben, nachdem das Ehepaar vom Essen in einer Buschenschank heimgekommen war. Doch der 78-Jährige will sich an nichts mehr erinnern können, das alles sei so lange her. „Das ist so entsetzlich. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was da passiert ist.“
Im Juni 2011 klang das noch anders. Da fuhr der Steirer mit dem Traktor zu seiner Tochter: „Die Mama hat auf mich g’schossen.“ Die 73-Jährige habe mit der Waffe herumgefuchtelt und sich dabei selbst getötet.
Den Polizisten erzählte er noch eine weitere Version: Er habe einen Schuss im Schlafzimmer gehört und seine Frau tot im Bett gefunden. Auch der Steirer selbst hatte eine Wunde an der Schläfe, die von einem Streifschuss stammte. Deshalb ging die Polizei bei den Ermittlungen von Mord und Suizid-Versuch aus. Zumindest drei Mal ist das Kleinkalibergewehr des Typs „TOZ“ abgefeuert worden. Die Waffe besaß der Steirer legal, sie musste bloß beim Händler gemeldet werden.
Als ob die unterschiedlichen Tat-Versionen nicht schon reichen würden, bringen Montag auch zwei entgegengesetzte Gutachten Verwirrung in das Verfahren. Ein Psychiater stuft den Steirer als nicht zurechnungsfähig ein, eine Psychiaterin in einem weiteren Gutachten allerdings schon. Das ist entscheidend: Im Fall einer Verurteilung geht es um Einweisung in eine Anstalt oder Gefängnis wegen Mordes.
Der Prozess wird morgen, Mittwoch, fortgesetzt. Für diesen Tag ist auch das Urteil geplant.