Zwillingsgeburt: Eltern sind 60 und 63 Jahre alt
Maria del Carmen Bousada de Lara war 66, als sie am 29. Dezember 2006 nach einer künstlichen Befruchtung ein Kind zur Welt brachte. Sie war damals die älteste Mutter der Welt und nicht nur eine Sensation. Sie sorgte auch für eine leidenschaftlich geführte Debatte über späte Mutterschaft.
Jetzt wird auch in Österreich darüber diskutiert. Anlass dazu gibt eine 60-jährige Mutter, die im Klinikum Wels-Grieskirchen am Mittwoch Zwillinge zur Welt gebracht hat – ein absolutes Novum in Österreich. Die beiden Buben, Eldion und Elmedin, sind wohlauf.
Da Frauen in diesem hohen Alter keine eigenen befruchtungsfähigen Eizellen mehr besitzen, ließ sie sich im Ausland eine Eizelle auf künstlichem Weg befruchten und einsetzen. In Österreich ist dies verboten. Die im Jänner beschlossene Novelle zum Fortpflanzungsmedizingesetz erlaubt zwar Eizellen-Spenden, allerdings nur bis zu einem Höchstalter von 45 Jahren.
Dritte Befruchtung
Doch es war nicht die erste „späte“ Geburt der Welserin. Bereits vor drei Jahren trug sie ein Mädchen aus. Auch damals wurde die Frau künstlich befruchtet. Die kleine Evlera hat langes, schwarzes Haar, steht am Gang der Geburtenstation und hält die Hand ihres Vaters. Der 63-Jährige strahlt über das ganze Gesicht. „Ich bin überglücklich und zufrieden. Jetzt habe ich neben meinem lieben Mädchen auch noch zwei Buben. Und alle sind gesund. Ich fühle mich so, wie wenn ich selbst noch einmal neu geboren worden wäre“, freut sich Xhemalija I. Der frischgebackene Vater der Zwillinge stammt aus dem Kosovo und lebt in Wels.
„Außergewöhnlich“
Für Primarius Klaus Reisenberger, Leiter der Geburtenabteilung im Klinikum Wels, war es ebenfalls „ein außergewöhnliches Erlebnis“. „Ich habe schon einige ältere Mütter über 50 erlebt. Das kommt aber nur alle zwei bis drei Jahre vor. Das war wirklich etwas Besonderes.“ Bei der Geburt selbst hätte es keine Komplikationen oder Probleme gegeben.
„Allgemein sind Schwangerschaften im höheren Alter komplikationsträchtiger. Im aktuellen Fall ist aber alles gut gegangen.“ Ob Reisenberger zu einer Geburt mit 60 Jahren raten würde? „Nein, würde ich nicht. Ich kenne auch keinen anderen Mediziner, der das tut.“ Die Schwierigkeit sei, dass ältere Mütter an altersbedingten Krankheiten leiden könnten, die Mutter und ungeborenes Kind gefährden.
Gynäkologe rät ab
Auf die Frage, ob Eizellen-Spenden ethisch bedenklich seien, gibt Reisenberger kein Urteil ab: „Hätte man die Spende nicht gemacht, wären die Kinder jetzt nicht auf der Welt.“ Generell sollte man die natürliche Grenze der Fruchtbarkeit aber ernst nehmen.
Ein Blick in die Statistik zeigt, wie selten eine derart „späte“ Geburt vorkommt. Die Statistik Austria weist seit 1970 lediglich zwei Fälle aus, bei denen 60-Jährige Kinder zur Welt brachten.
Da erneut einige User nicht in der Lage waren, sachlich zu diskutieren und auf diskriminierende, rassistische und abwertende Wortmeldungen zu verzichten, wurde diese Diskussion geschlossen.
Was sich jetzt viele Menschen fragen: Soll eine 60-jährige Frau überhaupt noch Kinder bekommen? Der Anti-Aging- und Hormonexperte Johannes Huber hat dazu eine klare Haltung: „Das ist keine weltanschauliche Frage, sondern schlicht eine Frage der Fitness. Wenn die Anti-Aging-Strategien eines Tages so erfolgreich sind, dass wir den Alterungsprozess tatsächlich hinauszögern können, dann ja. Aber davon sind wir 50 Jahre entfernt. Aus heutiger Sicht ist eine 60-Jährige nicht fit genug, um Zwillinge aufzuziehen. Die Evolution gibt den Frauen in einer bestimmen Lebensphase enorme Kraft – eine 30-jährige, auch eine 40-jährige Frau ist in einer völlig anderen hormonellen Situation als eine Frau jenseits des Wechsels. Diese Hormone befähigen die Frauen aber nach der Geburt, all den Anforderungen gerecht zu werden. In der Postmenopause fehlt einiges. Die Körperdrüsen agieren anders – es ist einfach nicht zu empfehlen.“
Aus eigener Erfahrung kann ich dazu nur folgendes sagen: Ich habe zwei Kinder – eines habe ich mit 27 Jahren bekommen, das andere mit 40 Jahren. Beide Schwangerschaften waren problemlos, genauso wie die Geburten. Und dennoch kann ich rückblickend sagen, dass sich die ersten drei Lebensjahre des spätgeborenen Kindes für mich anders angefühlt hatten als jene des ersten. Ich war müder, die Leichtigkeit fehlte genauso wie die Fähigkeit zur Schnell-Regeneration. Gut, ich war immer noch fit genug und ich empfinde die „spätere“ Schwangerschaft immer noch als Geschenk, als Jungbrunnen und großes Glück. Aber heute, mit 54 Jahren, ist die Vorstellung, nachts ein paar Mal aufstehen zu müssen, mich nach dem Rhythmus eines Babys und später eines Kleinkinds richten zu müssen, der blanke Horror. Okay, ich kann leicht reden: Ich habe ja zwei Kinder. Mag sein, dass Frauen mit großem, tiefen und dringenden Kinderwunsch noch einmal Kräfte mobilisieren können, die Wunder bewirken. Und trotzdem kann’s sein, dass sich die 10-Jährigen, die von der dann 70-jährigen Mutter von der Schule abgeholt werden, mit der Frage auseinandersetzen müssen: Ist das deine Oma?
Was meint Univ.-Prof. Wilfried Feichtinger, „Vater“ des ersten Retortenbabys Österreichs, zum aktuellen Fall? „Wir haben schon in den 1980er-Jahren gesagt, dass unsere Grenze der natürliche Wechsel ist – also 50 Jahre. Alles andere widerspricht der menschlichen Biologie. Jemand, der das seriös macht, setzt hier das Limit. Wenngleich es auch auf internationalen Kongressen immer wieder Diskussionen zu diesem Thema gibt – weil ja die Lebenserwartung immer höher wird.“ Allzu häufig würde sich so ein Fall aber sowieso nicht ergeben, denn eine Frau müsse für eine künstliche Befruchtung vollkommen gesund sein – häufig gibt es in diesem Alter aber bereits das eine oder andere Problem – Stichwort: Diabetes, Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Feichtiger: „Wenn eine Frau – wie diese 60-Jährige Dame in Wels – kerngesund ist, dann ist jetzt halt so. Verurteilen tu ich es nicht.“