Wir Puppen sind so zerstritten
Es hat damit begonnen, dass Kasperl Pfefferkuchen gebacken hat. Das sollte eigentlich süßer Lebkuchen sein, aber Kasperl hat das wohl falsch verstanden und sämtliche Pfeffervorräte in den Teig gegeben, die er in der Küche finden konnte. Dann hat er sich wohl gedacht, dass Salz gut zu Pfeffer passt und ordentlich davon hineingemischt. Als der kleine Drache Basti als Erster von dem scharfen Pfefferkuchen gekostet hat, musste er plötzlich losprusten und spuckte dabei sogar ein wenig Feuer.
Eine Decke rettete den Christbaum vor dem Feuer
Das war gar nicht gut, denn Basti stand gerade neben dem Tannenbaum, den wir für das Weihnachtsfest vorbereitet hatten. Zum Glück hat der nicht Feuer gefangen, denn ich konnte in letzter Minute eine Decke darüberschlagen. Dass ich dabei einen handgestrickten Schal erwischt habe, der ein Weihnachtsgeschenk hätte sein sollen, war wiederum nicht so gut. Denn der wäre eigentlich für mich gedacht gewesen.
Ziemlich zerknirscht standen wir da, Kasperl mit dem verpfefferten Kuchen, Basti mit einer versengten Zunge, und ich, weil ich den Schal beinahe verbrannt hätte. Irgendwie waren wir alle böse aufeinander, weil wir gerade dabei waren, das Weihnachtsfest zu vermasseln. Doch noch mehr verdutzt waren wir, als Omama, die das ganze Schlamassel beobachtet hatte, zu uns kam und sagte: „Es soll nie etwas Schlimmeres passieren. Solange wir einander haben, ist Weihnachten genau so, wie es sein soll.“ Und plötzlich lag ein Hauch von etwas Zauberhaftem in der Luft – warm, fröhlich und voller Liebe.
Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters