Weltkulturerbe: "Alle wurden gleich unterstützt"
Von Jürgen Pachner
Die Entscheidung der internationalen Jury, die oberösterreichische Kurstadt Bad Ischl aus der Anwärter-Liste für das UNESCO-Weltkulturerbe zu streichen, sorgt in der einstigen "Kaiserstadt" weiter für Kopfschütteln.
Vor allem die Einschätzung, den Salzkammergut-Kurort hinsichtlich "prominenter Gäste" und "historischer Ereignisse" nur als mittelmäßig bedeutend einzustufen, können viele der Bewohner schwer nachvollziehen. "Bei uns finden die Leute das zum Lachen", betont Stadtchef Hannes Heide.
Dass Bad Ischl unter 45 historischen Kurstädten, die sich für den Titel "Great Spas of Europe" bewarben, nur auf Platz 41 gereiht wurde, erscheint den stolzen Einwohnern höchst zweifelhaft. "Ich glaube nicht, dass wir historisch so wenig Bedeutung haben", sagt Heide. Er kündigt an, die Evaluierungsergebnisse, sobald sie im Detail vorliegen, genauestens analysieren zu wollen. "Ich habe bisher erfahren, dass unsere Bewerbung nicht den Kriterien entsprochen haben soll. Jetzt würde ich gern wissen, was hier schiefgelaufen ist."
Heide hegt den Verdacht, dass das Bundeskanzleramt die Unterstützung der Ischler Bewerbung – im Gegensatz zu der des direkten österreichischen Mitbewerbers Baden – nicht ernsthaft genug vorangetrieben haben könnte. Bekanntlich liegt die niederösterreichische Kurstadt nach wie vor im Rennen um den UNESCO-Titel.
Der Ischler Stadtchef will auch erfahren haben, dass Baden für gewisse Bewerbungsunterlagen nichts bezahlt haben soll, wofür die Salzkammergut-Metropole zur Kasse gebeten wurde: "Die gesamten Umständen hinterlassen bei uns jedenfalls einen Nachgeschmack."
Kritik in Deutschland
Auch Alexander Heljes (CDU), Oberbürgermeister von Bad Homburg ( Deutschland), dessen Kurstadt ebenfalls ausgeschieden ist, bezeichnet in der "Taunus-Zeitung" das Auswahlverfahren als "undurchsichtig". Die Entscheidungen seien "eher politisch als wissenschaftlich geprägt", mit politischem Druck habe auch zu tun, dass etwa Bad Kissingen noch drin sei und Bad Homburg raus.
Im österreichischen Bundeskanzler-Amt wird auf KURIER-Anfrage versichert, dass jeder Bewerber um das Weltkulturerbe gleich behandelt und mit Know-how unterstützt werde. "Es wird weder jemand bevorzugt noch benachteiligt", betont eine Sprecherin. Die Kosten seien von den Kommunen zu tragen.