Chronik/Oberösterreich

Von Pferden für’s Leben lernen

Sie waren noch niemals in Berührung mit einem Sattel geschweige denn mit einem Reiter. Wenn Monty Roberts 30 Minuten mit diesen wilden Jungspunden arbeitet, lassen sie sich ohne Widerstand einen Sattel auflegen. Wenn sie buckeln, ihre Reiter abwerfen oder sich mit allen erdenklichen Mitteln dagegen wehren, einen Hänger zu betreten, muss er ran. Monty Roberts macht in seinen Shows das Unmögliche möglich.

Vor Publikum

Am 7. Mai kommt der so genannte "Pferdeflüsterer" im Rahmen der oberösterreichischen Landesausstellung zu einer seiner berühmten Shows ins Pferdezentrum Stadl Paura (Tickets ab 20 € unter www.oeticket.com).

Der KURIER erwischte den 81-jährigen Amerikaner am Telefon für ein Gespräch. "Was ich bei diesen Shows mache, ist sehr schwierig. Weder kenne ich die Pferde, noch die Besitzer, die zu mir kommen. Ich habe rund 30 Minuten Zeit, mich einem Pferd und seinem Problem zu widmen", erklärt Monty Roberts. Dabei erwarte das Publikum eigentlich immer Erfolge und Verbesserungen: "Aber auch ich bin nicht ohne Fehler", sagt jener Mann bescheiden, der bereits mit 11.000 Pferden vor Publikum arbeitete. Nicht nur Reiterinnen und Reiter, auch Interessierte ohne entsprechenden Hintergrund sehen sich seinen speziellen Umgang mit Pferden gerne an – und profitieren davon.

Abgesehen von seinen Shows, mit denen Monty Roberts auf der ganzen Welt unterwegs ist, lehrt der Amerikaner seine Methode "Join-Up", eine Form des gewaltfreien Trainings von Pferden. "Ich habe diese Methode nicht erfunden, ich habe einfach nur beobachtet, wie Pferde miteinander umgehen." (mehr dazu im Artikel unten)

"Mein Vater war so gewalttätig mit Pferden. Und ich wiederum sah, dass so ein gewalttätiger Umgang mit ihnen überhaupt nicht nötig ist, dass sie sich gerne uns Menschen anschließen, wenn wir freundlich mit ihnen umgehen." Abgesehen von seiner Lehrtätigkeit schrieb der Amerikaner mehrere Bücher, darunter "Shy Boy", das als Vorlage für den Filmhit "Der Pferdeflüsterer" mit Clint Eastwood in der Hauptrolle diente.

Woher nimmt denn der 81-Jährige die Energie für all diese Projekte? Fragt man ihn danach, lacht er laut und versichert: "I’m inspired, not tired!" Auch dadurch, dass er so viele Menschen mit seinem Einsatz für einen gewaltfreien Umgang mit Pferden erreichen konnte.

Ohne Gewalt

Nicht nur Tiere, auch Menschen profitieren von Monty Roberts Erkenntnissen. Mit Hilfe der Pferde initiierte Roberts Projekte mit Kindern, mit Jugendlichen aus benachteiligten sozialen Verhältnissen sowie mit traumatisierten Kriegsveteranen. "Pferde lehren uns, wie wir eine ehrliche, gewaltfreie Partnerschaft eingehen können."

Monty Roberts’ Erfahrung im Umgang mit schwierigen Pferden ist auch in England gefragt, denn dort agiert der Experte schon viele Jahre als Berater der Queen. Und gibt es so etwas wie ein Lieblingspferd im Stall des Pferdenarren? "Da gibt es mehrere", erzählt Roberts, "gerade letzte Woche habe ich hart mit einem Pferdemädchen aus den Stallungen der Queen gearbeitet. Sie war sehr herausfordernd, um nicht zu sagen schwierig. Aber wir hatten einen Durchburch und haben uns quasi verliebt."

Leben Schon als Dreijähriger saß Monty Roberts auf dem Rücken eines Pferdes, mit vier ritt er seine ersten Turniere. Zu seinem Vater hatte er ein schwieriges Verhältnis. Er wurde oft geschlagen und hasste zudem die gewalttätigen Methoden, mit denen sein Vater die Pferde einritt. Er machte zuerst Karriere als Rodeo-Reiter und Pferdezüchter, bevor er mit seiner eigenen Methode des gewaltfreien Pferdetrainings berühmt wurde.

Methode Beim Join-Up wird das Pferd in einem Round-Pen, einem umzäunten Longierzirkel vom Ausbilder im Kreis getrieben. Da das Pferd ein Herdentier ist, verspürt es nach einer gewissen Zeit den Wunsch, sich jemandem anzuschließen, vorausgesetzt der Ausbilder gibt dem Pferd mit seiner Körpersprache die richtigen Signale und versteht die Signale des Pferdes. Wenn das Pferd seinen Wunsch nach Anschluss signalisiert, wendet sich der Ausbilder vom Pferd ab und zeigt dem Pferd seine Seite. Auf diese Weise erlaubt er dem Tier, sich ihm anzuschließen. Es kommt zum sogenannten Join-Up, bei dem das Pferd aus eigenem Antrieb vertrauensvoll auf den Menschen zugeht.

Infos Monty Roberts schrieb zahlreiche Bücher, darunter die Bestseller"Der mit den Pferden spricht" und "Shy Boy". Weitere Infos auf www.montyroberts.com

Im Laufe der Geschichte hatten Pferde verschiedene Rolle inne: Sie waren Kriegsgerät, dann Arbeitstier, Reittier, Freund und Gefährte bis hin zum abgöttisch verehrten Kultwesen. Die diesjährige Landesausstellung widmet sich ab 29. April intensiv dem Thema "Mensch und Pferd. Kult und Leidenschaft".

An drei Standorten gibt es Infos, Hintergrund-Wissen, Inszenierung und natürlich auch echte Pferde. Die historischen Gemäuer des Stiftes Lambach mit Kreuzgang, Sommerrefektorium, Bibliothek und Ambulatorium zeigen die Verehrung des Pferdes in Kunst und Kult. Im Pferdezentrum Stadl-Paura wiederum haben Besucher die Möglichkeit, die Tiere aus nächster Nähe zu erleben.

Neben den beiden Hauptausstellungen im Stift und im Pferdezentrum erwartet Tierfreunde im historischen Rossstall in Lambach eine bildgewaltige Multimedia-Inszenierung zum Thema Pferd. Spannende Veranstaltungen, Workshops und Meisterschaften runden das Angebot ab.

INFO: www.landesausstellung.at