Viel zu viele übergewichtige Kinder
In meiner Tätigkeit als Gemeindeärztin bin ich neben Husten, Schnupfen und Heiserkeit auch für die schulärztlichen Untersuchungen zuständig. Bisher war ich immer stolz darauf, dass „meine“ Landkinder nicht dem allgemeinen Trend folgen und sich kaum bewegen.
In diesem Jahr habe ich allerdings feststellen müssen, dass sich das Übergewicht auch abseits der Stadt ausbreitet. Beinahe jedes fünfte Kind befindet sich außerhalb der sogenannten Perzentilen-Norm. Die Perzentilen sind eine Art Maßeinheit, um festzustellen wie die Körpergröße, das Körpergewicht und der Kopfumfang eines Kindes im Vergleich zu anderen im selben Alter liegen; also ein Maß für die Streuung einer statistischen Verteilung.
Momentaufnahme?
Befindet sich das Körpergewicht über der fünfundneunzigsten Perzentile, bedeutet das, dass nur fünf Prozent der Kinder dieses Alters so schwer oder schwerer sind. Nun kann man bei Kindern natürlich hoffen, dass der Entwicklungszustand nur eine Momentaufnahme ist und sich alles noch auswächst, aber es gibt auch Kinder, die bereits mit schwerem Übergewicht zu kämpfen haben und das Wachstum allein nicht ausreichen wird. Das deckt sich auch mit einer Studie, die ich in der letzten Woche gelesen habe. Die Weltgesundheitsorganisation WHO startete eine Initiative zur Überwachung der Adipositas im Kindesalter in Europa und schloss mehr als 630.000 Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren in diese Untersuchung ein. Das Auftreten der sogenannten schweren Adipositas ist stark länderabhängig.
Erschreckende Zahlen
So tritt das krankhafte Übergewicht in Schweden nur bei einem Prozent der Kinder auf, während es in Malta und Moldavien fünfeinhalb Prozent sind. Generell sind in Südeuropa mehr als vier Prozent der Kinder adipös, während sich der Anteil in West- und Nordeuropa auf unter zwei Prozent beläuft. Die absoluten Zahlen sind erschreckend: Unter den etwa 13,7 Millionen Kindern in den einundzwanzig teilnehmenden europäischen Ländern sind fast 400.000 Sechs- bis Neunjährige stark übergewichtig. Was fangen wir nun mit diesen Informationen an?
Bewegung in den Alltag bringen
Wichtig ist, präventiv einzugreifen, um den Kindern keine unnötige Last auf ihrem Weg mitzugeben. Einfache Möglichkeiten sind, die Fernseh- und Computerzeit einzuschränken. Den Schulweg zu Fuß zu erledigen. Die Kinder in einem Sportverein anzumelden. Damit wird das Bewegungsverhalten verändert ohne stark in die täglichen Abläufe einzugreifen und außerdem der soziale Umgang verbessert. Wichtig auch: Nehmen Sie sich selbst an der Nase und stellen für Ihren Nachwuchs ein gutes Vorbild dar!
Autorin: Silke Kranz