Chronik/Oberösterreich

Traunsee-Leichen: "Der Anton war sehr lustig und zuvorkommend"

Als Erni Mittermayr-Runge Freitagfrüh die Zeitung aufschlug, fiel ihr Blick auf ein Foto, das ihre Gesichtszüge entgleisen ließ. "Das gibt es nicht – das ist doch der Anton", alarmierte sie sofort ihre Tochter Tina. Die Besitzerin eines Trachtenstoffgeschäftes in Altmünster konnte kaum fassen, dass der großzügige und lustige Mann, der sie und die Tochter Ende November 2011 nach Frankfurt am Main eingeladen hatte, ein Mörder sein soll: "Ich bin aus allen Wolken gefallen."

Anton S. ist jener Pensionist aus Kelsterbach (Deutschland), dessen Leiche am Montag im Traunsee gefunden wurde – und der zuvor seine Ehefrau erdrosselt und zerstückelt haben soll. Die in Koffern gepackten Körperteile von Hildegard S. wurden am Tag zuvor aus dem See gefischt.Wie das Landeskriminalamt OÖ am Freitag bekannt gab, hatte der 72-Jährige von 30. Dezember bis 1. Jänner in einem Gasthof in Gmunden genächtigt. In der Zeit soll er die Leichenteile versenkt haben. Zu Neujahr fuhr er mit dem Auto nach Salzburg, wo er in einem Hotel eincheckte. Dort erkundigte er sich nach einer Zugverbindung nach Gmunden – ein entsprechender Computerausdruck wurde bei ihm sichergestellt. In der Nacht zum 3. Jänner dürfte er sich ertränkt haben.

Zwei Mal in Altmünster

Das Tatmotiv ist noch unklar, laut deutschen Medien könnte das Paar Finanzprobleme aufgrund der Spielsucht des Mannes gehabt haben. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt prüft das derzeit.

In den vergangenen Jahren hatte Anton S. in seiner Eigenschaft als Vorstand des Karnevalsvereins "Die Feuerreiter" zwei Mal fröhliche Tage in Altmünster am Traunsee verbracht. 2010 war er gekommen, um den fünftägigen Salzkammergut-Aufenthalt seines Vereins vorzubereiten. Von 17. bis 21. August 2011 nächtigte dann die 80-köpfige Gruppe im Hotel von Hans Reisenberger: "Es waren sehr lustige Gäste", erinnert sich der Gastronom. Die örtliche Musikkapelle habe aufgespielt und alle hätten sich wohlgefühlt.

Dabei gab es auch eine Dirndl-Modenschau mit den Damen des Karnevalvereins, den Erni Mittermayr-Runge organisierte. Und als Überraschung kam es zu einem Dirndl-Auftritt der Männer. "Ich habe zusammen mit dem Anton moderiert, er war sehr herzlich und humorvoll." Eine DVD erinnert sie noch daran.

Frankfurt-Aufenthalt

Weil die Frauen sich Dirndl anfertigen ließen, reiste Mittermayr-Runge drei Monate später mit der Tochter zum Karneval-Verein nach Deutschland. "Der Anton hat den Flug und unseren Aufenthalt bezahlt, er war äußerst zuvorkommend, hat uns Frankfurt gezeigt und den Christkindlmarkt." Spannungen zwischen dem Ehepaar habe es nicht gegeben, V. sei nie grantig gewesen. "Dass er ein anderes Gesicht haben könnte, ist uns nicht in den Sinn gekommen."