Toter war nackt an Heizkörper gefesselt
Von Jürgen Pachner
Als Einsatzkräfte am Sonntagabend in Steyr die Tür zur Wohnung des 43-jährigen Erich S. aufbrachen, fanden sie einen Toten. Im Schlafzimmer lag der Wohnungsbesitzer – er war nackt, seine Hände mit Handschellen an einen Heizkörper gefesselt und sein Körper wies Brandwunden auf. Der Notarzt konnte nicht mehr helfen. Todesursache laut Obduktion: Ersticken an einem Knebel.
„Zu ihm sind immer wieder junge Mädchen gekommen, die ihn finanziell ausgenutzt haben“, erzählt Nachbarin Margareta A. Der seit einem Arbeitsunfall gehbehinderte und durch Narben beeinträchtigte Mann habe ihr öfter sein Leid geklagt. Eine junge Frau soll ihm sogar das Auto gestohlen haben, die Anzeige gegen sie habe er später aber wieder zurückgezogen. „Bin sehr traurig, da mich keine Frau echt lieben will“, schrieb er im Internet.
Der Schlafraum war Sonntagabend stark verraucht. Feuerwehrleute löschten die brennende Kunststoffmatratze des Betts. „Wir haben das behutsam in Abstimmung mit der Polizei gemacht, um keine Spuren zu verwischen“, sagt Einsatzleiter Thomas Schurz. Ein Anrainer hatte Alarm geschlagen. „Er hat Feuer gesehen, gegen die Fenster geklopft und an der Tür geläutet“, erzählt Augenzeuge Elvedin Saric.
In der Wohnung entdeckten Ermittler eine Damenhandtasche, in der sich ein Einfüllstutzen für einen Benzinkanister befand. „Wir gehen davon aus, dass bei der Tat auch ein Brandbeschleuniger zum Einsatz gekommen ist“, erklärt Bernd Innendorfer, Sprecher der Landespolizeidirektion OÖ.
Drogenprobleme
Die sichergestellte Handtasche gehörte der 24-jährigen Linzerin Sharon G., die kurz vor der Tat die Wohnung betreten haben soll. „Sie hat gegen 21 Uhr versehentlich bei uns geläutet und ist dann zum Erich gegangen“, bestätigt Nachbarin Beate Hagmüller. G. sei öfter bei S. gewesen – in der Vergangenheit dürfte sie auch eine Beziehung mit ihm gehabt und phasenweise bei ihm gewohnt haben. „Er hat sich sehr um sie gekümmert. Sie scheint Suchtgiftprobleme gehabt zu haben und war verwirrt. Er hat erzählt, dass er sie deshalb einmal in die Psychiatrie eingeliefert hat“, sagt Hagmüller. Sie selbst habe S. am Nachmittag noch Katzenfutter vorbeigebracht: „Da war alles noch in Ordnung.“
Fahndern des Landeskriminalamts gelang es, die Verdächtige am Montag festzunehmen. In der Nähe ihrer Wohnung in Linz fanden die Ermittler auch den seit der Tat verschwundenen schwarzen Audi von Erich S. Eine Hausdurchsuchung wurde durchgeführt. Bei den Einvernahmen schwieg die Verdächtige eisern. „Am Nachmittag wurde die obligatorische Untersuchungshaft über sie verhängt“, erklärt Staatsanwalt Guido Mairunteregg. Die 24-Jährige habe in der Vergangenheit bereits wegen Eigentums- und Gewaltdelikten mit der Justiz zu tun gehabt.
Einer Nachbarin soll S. erzählt haben, dass G. seit Dezember bei ihm ausgezogen sei: „Er hat gesagt, es geht ihm jetzt gut, weil sie ist weg.“