Tiere sitzen in Abriss-Zoo fest
Es ist erst ein paar Jahre her, da war der Wildpark Enghagen noch ein Besuchermagnet in der Tourismusregion Pyhrn-Priel im südlichen Oberösterreich. Dass die Gehege laut Tierschützern schon damals nicht modernen Anforderungen genügt haben dürften, störte die wenigsten. Offenbar auch nicht die zuständigen Behörden. Erst im Sommer 2012 ließ die Gemeinde Roßleithen 33 Objekte im Wildpark wegen fehlender Genehmigungen und Baumängel amtlich schließen.
Seither hat sich zwar kein Besucher mehr in den gesperrten Wildpark verirrt, doch viele Tiere sind noch immer da: Bären, Wölfe und Affen vegetieren in teils einsturzgefährdeten Gehegen vor sich hin, obwohl es für ihre Unterstände mittlerweile einen rechtskräftigen Abrissbescheid gibt.
Wie kann das sein? "Die Wildtiere haben keine Artenschutzpapiere. Daher dürfen sie derzeit nicht weggebracht und weitergegeben werden", erklärt Frank Albrecht von der Tierschutzorganisation "EndZOO", die dem Wildpark Enghagen im Jahr 2012 den zweifelhaften Titel "schlechtester Zoo Österreichs" verlieh.
Dass es dazu kam, hätten auch die Behörden mitzuverantworten, meint Albrecht. Ihnen wirft der Tierschützer jahrelanges Versagen vor. Denn Gehege und Unterstände seien nicht erst in den vergangenen zwei Jahren desolat geworden. Die Mängel hätten der Bezirkshauptmannschaft schon früher auffallen müssen. "Aber auch jetzt wird nicht gehandelt. Die Bären, Wölfe und Affen müssen sofort beschlagnahmt und an tierschutzgerechtere Einrichtungen vermittelt werden. Mehrere Organisationen haben ihre Hilfe angeboten", betont Albrecht.
Lokalaugenschein
So eilig hat es die Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf nicht. "Für Montag, 4. August, ist eine Begehung mit dem Eigentümer des Wildparks geplant. Auch die Amtstierärztin wird dabei sein", sagt Karlheinz Angerer, Leiter der Anlagenabteilung. Ein erster Termin Mitte Juli sei gescheitert, weil der Verpächter einem Lokalaugenschein nicht zugestimmt habe. Sollte der Besitzer auch nach der Begehung am Montag keinen Abriss durchführen, werde es wohl zu einem Vollstreckungsverfahren kommen. "Das kann sich allerdings über ein bis zwei Jahre hinziehen", erklärt Angerer.
Die Tierschutzbehörde in Linz sieht derzeit keinen Handlungsbedarf. Eine Beschlagnahme der Tiere sei vorerst nicht geplant, hieß es auf KURIER-Anfrage.
Seit der behördliche Sperre des Wildparks Enghagen vor zwei Jahren führt Josef Streicher einen „Geisterzoo“. Es gibt weder Besucher noch Einnahmen. Die verbliebenen Tiere müssen dennoch versorgt werden. Das geschieht über zwei Tierpfleger, die der Pächter aus seinen Rücklagen bezahlt.
Warum Streicher trotzdem weitermacht? „Ich kann nicht aus dem Vertrag heraus, ich habe zu viel Geld hineingesteckt, das ich nicht zurückbekomme, wenn ich aufhöre.“ Gegen den Eigentümer des Parks erhebt Streicher schwere Vorwürfe und erwägt jetzt sogar rechtliche Schritte. Dieser sei an der Misere schuld, weil er ihm 2007 einen illegal errichteten Zoo mit Tieren ohne Papiere verpachtet habe.
Hermann Schmidleitner weist diese Anschuldigungen entschieden zurück: Als er den Tierpark 1984 errichtet habe, sei alles mit rechten Dingen zugegangen. „Da hat keiner gesagt, man darf das so nicht machen. Doch jetzt bin ich auf einmal der Böse“, sagt der 86-Jährige.
Mit seinem Pächter, der in Wahrheit ein Tierhändler sei, gebe es schon seit längerem keine Gesprächsbasis mehr. „Wir haben uns 2007 leider den Verkehrten ausgesucht.“
Einem Abriss der beanstandeten Gehege stimmt Schmidleitner grundsätzlich zu. Vorher müsse aber geklärt werden, wo die Tiere hinkommen.