Streit zwischen Nachbarn: 77-Jährige wird "zugemauert"
Auf Maria Weißenböck kommen dunkle Zeiten zu. Die 77-jährige Witwe aus Reichenthal im Mühlviertel muss ab sofort im Wohnzimmer und in der Küche ihres Hauses auf Tageslicht verzichten. Grund dafür: Nachbar Wilfried R., ein Jurist, ist gerade dabei, ein Carport für sein Auto zu bauen - direkt vor Weißenböcks Fenstern. "Es ist so finster, ich weiß mir keine Hilfe mehr", klagt die verzweifelte Witwe. Das Aufstellen der Garage kann Weißenböck nicht mehr stoppen.
"Auch wir von der Gemeinde sind machtlos", sagt Reichenthals Bürgermeister Karl Jaksch. R. hat das Gesetz hinter sich. "Das Carport wird nur einstöckig, dafür war keine Bauverhandlung notwendig. Alles ist rechtlich gedeckt. Dass Frau Weißenböck jetzt keine Aussicht mehr hat, ist sicher schlimm", findet Karl-Heinz Petermandl von der Baurechtsabteilung des Landes Oberösterreich.
Obwohl die Garage bereits errichtet wird, könnte der Rechtsstreit länger dauern. "Wir haben die Möglichkeit, privatrechtliche Schritte einzuleiten", sagt Christian Weißenböck, der Sohn der Pensionistin.
Zubau
Die Auseinandersetzung zwischen den Nachbarn in der kleinen Mühlviertler Gemeinde ist nicht neu. Bereits vor drei Jahren wollte R. sein Haus bis zur Grundstücksgrenze erweitern. Da wären gleich fünf Fenster der 77-Jährigen zugemauert worden. Der Fall zog sich damals über Monate dahin, ehe es eine Lösung gab.
Unter dem Titel "Ortsbildgestaltung" wurde R. der Zubau verboten.
Der 77-Jährigen blieb ein Leben in ständiger Dunkelheit erspart - bis jetzt. Weil R. den Bau des Carports konsequent durchzieht. "Es kann sein, dass er im Recht ist, aber Menschlichkeit und Moral sollten doch mehr wert sein", meint Sohn Christian Weißenböck.