Chronik/Oberösterreich

Stich. Schlürf. Sieg.

Jeden Sommer wieder ärgern sie uns bis aufs Blut. Sie tragen klingende Namen wie Anopheles- oder Culex-Mücke, vermehren sich blitzschnell und halten uns vor allem nachts munter: Dabei sind Gelsen nicht nur lästig, sondern auch wichtige Nahrungsquelle für Vögel und Fische. Fritz Gusenleitner, Leiter des Biologiezentrums des Landes OÖ in Linz, über die heimischen Blutsauger und ihre Vorlieben.

KURIER: Derzeit klagen noch relativ wenige Menschen über Gelsenstiche? Was steht uns diesbezüglich noch bevor?Gusenleitner: Die vergangenen Wochen mit extremer Hitze und wenig Feuchtigkeit waren eine Katastrophe für Gelsen. Wenn sich aber das Wetter ändert und es feuchter wird, kann das schnell umschlagen. Gelsen brauchen stehende Gewässer, um sich zu entwickeln. Es reicht die Regentonne im Garten oder eine Latsche in einer Sandkiste. Meist wird innerhalb von zehn Tagen wird aus einem Ei ein fertiges Insekt. Und wenn es ein Weibchen ist, legt es dann etwa 300 Eier. Man kann sich also vorstellen, wie schnell eine Gelseninvasion entstehen kann, wenn es heiß, schwül und feucht ist.

Wer ist die klassische Gelse hier in Österreich? Und gibt es "Importe" aus dem Ausland?

Bei uns sind drei Gattungen am häufigsten: die Anopheles-, die Culex- und die Aedes-Arten. Seit kurzem haben wir im österreichischen Grenzgebiet zwei "Importe" registriert: die Asiatische Tigermücke und die Asiatische Buschmücke. Das sind derzeit noch Waffen ohne Munition: Die Viren, die diese Tiere übertragen und die etwa das Dengue-Fieber auslösen können, werden durch den Tourismus gefördert. Die Importe der Mücke sind nicht auf die Klimaerwärmung zurückzuführen, sondern auf unsere globale Welt: Die Mücken entwickeln sich etwa auf Schiffen mit gelagerten Altreifen.

Stimmt es tatsächlich, dass manche Menschen bei Gelsen "beliebter" sind als andere?

Ja, das liegt am persönlichen Duft-Bouquet eines jeden Menschen, nicht am viel zitierten "süßen Blut". Es kommt also alleine auf den Geruch an, manche Ausdünstungen liegen den Gelsen eben mehr als andere.

Was halten sie von so genannten Repellents, also den Mückensprays?

Diese Sprays sind hochwirksam, aber in Österreich nicht empfehlenswert, weil sie bei langer Verwendung allergische Reaktionen auslösen können. Reist man in tropische Länder, ist das aber natürlich notwendig. Allgemein gilt bei der Insektenbekämpfung: Bestenfalls keine Chemie, sondern physikalische Abwehrmaßnahmen ergreifen. Und das Hirn dabei einschalten.

Was wirkt, wenn man doch erwischt wurde?

Wer schnell ist, kann den Stich durch Hitze oder Kälte eindämmen, also zum Beispiel einen Eiswürfel auflegen. Zur Not hilft auch die eigene Spucke ganz gut.

Regentonne Sie ist der Hauptwohnsitz von Gelsenpopulationen im Garten. Hier sollte man mit der Bekämpfung der stechenden Insekten beginnen. Tipp vom Biologen: Strumpf über die Tonne ziehen und mit einem Gummiband fixieren. So kann Regenwasser in die Tonne, die Gelsen müssen aber draußen bleiben. Oder zumindest eine Tonne mit Deckel und Wasserfänger benutzen.

Fliegengitter Die wirksamste Methode um Gelsen und anderes Ungeziefer auszusperren, sind Insektengitter an den Fenstern. "Wem das zu teuer ist, der kann einfach ein Mosquitonetz über dem Bett montieren", rät Experte Fritz Gusenleitner.

Gelsenstecker "Sind auf keinen Fall zu empfehlen. Das ausgesendete Nervengift schadet nicht nur dem Tier, sondern auch den Menschen", weiß Gusenleitner.

Pflanzen Walnussbäume wurde früher auf Bauernhöfen in der Nähe von Mistgruben gepflanzt, weil sie Gelsen abhalten sollen. Auch Tomatenstauden auf dem Fensterbrett sollen wirksam sein.

Ätherische Öle Katzenminze und Lavendel gelten als abschreckend für stechende Insekten. Dabei gilt aber: niemals direkt auf die Haut geben, das kann allergische Reaktionen hervorrufen. "Lieber auf ein Tuch tropfen und neben das Bett hängen," sagt der Biologe.

UV-Lichtfallen Sind beinahe unwirksam. Die Lichtquellen ziehen zwar jede Menge Insekten an, bei nur zwei Prozent davon handelt es sich aber tatsächlich um Gelsen.

Sockentausch Sollte selbstverständlich sein, der Biologe weist trotzdem mit einem Augenzwinkern darauf hin: "Wer nicht täglich die Socken wechselt, zieht mit seinem Geruch Gelsen magisch an."

Kein Alkohol Die Ausdünstungen nach Alkoholkonsum wirken besonders anziehend auf Gelsen.

Angebot. Pflanzen- und Pilzbestimmungsabende, Familienführungen, Workshops, Vermittlungsprogramme, Sonderausstellungen und eine große Forschungsabteilung: Das Biologiezentrum in Linz stellt mit seinen mehr als 16 Millionen Objekten die größte naturkundliche Sammlung des Landes Oberösterreich dar und nimmt damit österreichweit, nach dem Naturhistorischen Museum in Wien, den zweiten Platz ein. Das Biologiezentrum betreut die Naturwissenschaftlichen Sammlungen des Oberösterreichischen Landesmuseums. Das Haus ist eingebettet in den rund einen Hektar großen Ökopark, der während der Öffnungszeiten frei zugänglich ist. Hier werden charakteristische und gefährdete heimische Pflanzen in Kultur gehalten, Seefrosch, Feldhase, Äskulapnatter und Rotkehlchen haben sich spontan hier angesiedelt und lassen sich mit ein wenig Geduld beobachten.

Info: Biologiezentrum Linz (Johann-Wilhelm-Klein-Straße 73, 4040 Linz), geöffnet von Mo. bis Fr. 9 bis 17 Uhr, So., Feiertag 10 bis 17 Uhr, Telefon: 0732/7720-52100, www.biologiezentrum.at

Mehr als 50.000 naturbegeisterte Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in den vergangenen vier Jahren Themenführungen in ganz Oberösterreich besucht. Auch heuer gibt es sie wieder, die Naturschauspiele: In Kooperation mit dem Oberösterreich Tourismus und dem Oberösterreichischen Landesmuseum sind 100 Touren in 26 Natur-, Landschafts- und Europaschutzgebiete im Gange, mehr als 150 Naturvermittler führen zu fixen Terminen oder ab sieben Personen auch zu individuelle vereinbarten Zeiten in die Natur.

Da wird zum Waldtheater in den Böhmerwald gebeten. Genau dort wird bei "So ein Glück mit dem Pech" das Harz der Mühlviertler Bäume gesammelt und zur Salbe verarbeitet. Die "Wilde Karawane" macht sich in Begleitung mehrerer Lamas auf eine Tour entlang der Waldaist. Im Donau- und Aschachtal sind Flussfreunde in der Zille unterwegs. In St. Marienkirchen wird bei der "Bat Night" mit Fledermaus-Experten den nachtaktiven Tieren nachgeforscht. Oder es geht mit dem E-Bike von Bad Schallerbach in den Naturpark. Das Ibmer Moor ist Treffpunkt junger Forscher.

Durchs Programm schmökern, anmelden und raus zum Naturschauspiel.

Info: Anmeldung und Programm-Beschreibung auf www.naturschauspiel.at