Chronik/Oberösterreich

"Druck auf das Land ist enorm"

Der Verein "Building Bridges" will einen ehemaligen Gasthof in der Ortschaft Zeiling (Gemeinde Gampern, Bezirk Vöcklabruck) zu einer Flüchtlingsunterkunft umfunktionieren.

Bei den Anrainern – Zeiling zählt nur 23 Einwohner – stoßen die Pläne auf Widerstand. Man sei zwar bereit, bis zu 30 Asylwerber aufzunehmen, 50 wären aber deutlich zu viel, heißt es von der Dorfgemeinschaft. "Wir tragen soziale Verantwortung. Aber es ist nicht sinnvoll, 50 Flüchtlinge in einer Ortschaft mit 23 Einwohnern unterzubringen. Es gibt keine Infrastruktur, kein Gasthaus, kein Geschäft", meint Gamperns Bürgermeister Hermann Stockinger (ÖVP), der morgen, Freitag, mit den Dorfbewohnern diskutieren will. Eine Umwidmung des leer stehenden Schoberhofs zur Unterbringung von 50 Bewohnern ist aus Stockingers Sicht rechtlich nicht zulässig.

"Das geht sehr wohl. Es gibt keine Beschränkung für die Zahl der Plätze", entgegnet Denise Rudel, Referentin für Grundversorgung im Büro von Soziallandesrätin Gertraud Jahn (SPÖ). Auch eine Gemeinde wie Gampern habe ihren Beitrag zu leisten – zumal das Land unter enormem Druck stehe, neue Quartiere zu schaffen.

Johannes Höglinger von "Building Bridges" wünscht sich eine Lösung im "Einklang mit der Bevölkerung". Man habe vorgeschlagen, das Gasthaus wieder zu aktivieren – diese und andere Ideen seien in Zeiling bisher aber auf taube Ohren gestoßen. Sollte sich kein Kompromiss finden lassen, werde man nicht auf das Projekt beharren. Höglinger: "Wir haben lediglich eine Kaufoption auf den Schoberhof. Wer glaubt, dass wir hier das große Geld verdienen, täuscht sich."

Soziallandesrätin Jahn kann sich vorstellen, dass in Zeiling nur 30 statt wie geplant 50 Asylwerber untergebracht werden. Der Schoberhof sei in jedem Fall geeignet. "Es ist ähnlich wie in anderen Gemeinden. Am Anfang steht die Angst, dann wird sich eine große Hilfsbereitschaft entwickeln. Das ist das Gute an kleinen Quartieren, die sich über das ganze Land verteilen."

Flüchtlingsstrom

Aktuell sind in Oberösterreich 4365 Flüchtlinge in Landesbetreuung, bis Ende Jänner sollen etwa 500 neue Plätze geschaffen werden. Dass die Quote dennoch erst zu knapp 91 Prozent erfüllt wird, erklärt Jahn mit dem nicht abreißenden Flüchtlingsstrom. Allein seit August habe Oberösterreich Unterkünfte für 1280 Asylwerber geschaffen.

Wer Flüchtlinge unterbringen möchte, meldet sich beim Land Oberösterreich. Kontakt: marieta.riedl@ooe.gv.at, Tel. 0732/772015249