"Von diesem Ausmaß hat damals keiner am Tisch geredet"
Die Mitarbeiter sind wirklich schwer betroffen", klagt Gerhard Bayer, Angestelltenbetriebsrat der Linzer Siemens VAI. Dass wegen der schlechten Auftragslage ein Personalabbau anstehe, wussten alle, "aber gleich 290 Menschen, damit hat keiner gerechnet." Die Stimmung im Unternehmen sei wegen der neuerlichen Kündigungen dementsprechend. Wie der KURIER berichtete, müssen 190 der insgesamt 1600 Mann starken Stammbelegschaft und zusätzlich 100 Leiharbeiter bis zum Ende des Jahres gehen. Schon im Vorjahr mussten 200 das Unternehmen verlassen.
Wer nun weg muss, ist derzeit nicht bekannt. Bis Anfang September wird eine Kündigungsliste erstellt. Bayer will die Namen, die Anzahl und auch die Auftragsbücher überprüfen und versuchen nachzuverhandeln.
Die Politik signalisiert unterdessen Unterstützung. "Das ist ein schwerer Schlag", sagt Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP), versichert aber: "Die Betroffenen werden nicht im Stich gelassen." Bereits im Mai wurde das Land von den Siemens-Plänen durch Vorstand Wolfgang Hesoun in Kenntnis gesetzt. "Von diesem Ausmaß hat damals aber keiner am Tisch geredet", kritisiert Pühringer, der ehestmöglichen Kontakt zu den Eigentümern sucht. Außerdem hätte man zugesichert, dass nur aufgrund der Auftragslage und nicht wegen der neuen Unternehmensstruktur abgebaut wird. Siemens bringt den Metallanlagenbau Anfang 2015 in ein Gemeinschaftsunternehmen ein, an dem die japanische Mitsubishi Heavy Industries die Mehrheit hält. Insider berichten, dass die Japaner Druck gemacht hätten.
Die Kündigungswelle hat auch eine Standortdebatte entfacht. Dabei fordern SPÖ, FPÖ und Grüne eine generelle Kursänderung in der Wirtschaftspolitik. 250 Millionen Euro für Arbeitsmarktmaßnahmen und eine Beteiligung bei einem Sozialplan sei nur ein notdürftiges Kitten und Schmücken, moniert Landeshauptmann-Stv. Reinhold Entholzer (SPÖ). Er wünscht sich u. a. ein Konjunkturpaket und einen Industriebeteiligungsfonds.
Kernaktionär
Letzteren fordert auch der Linzer Bürgermeister, Klaus Luger (SPÖ): "Der Fonds, an dem sich Land, Gemeinden und Private beteiligen sollten, könnte ein Kernaktionär für Leitbetriebe sein." Die Linzer FPÖ schlägt zur Stabilisierung des Arbeitsmarktes eine verstärkte Förderung von regionalen Unternehmen vor. Maria Buchmayr (Grüne) wiederum will vermehrt in Zukunftsfeldern Arbeitsplätze schaffen.
Der Siemens-Konzern hat den Jobabbau mittlerweile bestätigt. Hauptproblem sei, dass derzeit zu wenig Stahlwerke gebaut werden.