Chronik/Oberösterreich

Prozess gegen Atomgegnerin

Elvira Pöschko kämpft seit Jahren mit enormem Einsatz und viel Herzblut gegen die  internationale Atom-Industrie. In ihrem Engagement nimmt die Ex-Obfrau des oö. Vereins „Antiatom Szene“ aber nicht nur „Feinde“, wie die Nuklear-Lobbyisten, ins Visier, sondern fokussiert ihren Zorn fallweise auch auf unliebsame Mitstreiter. Führende Aktivisten anderer Anti-Atom-Initiativen soll sie etwa als „rechtsextrem“ und „Holocaustleugner“ diffamiert haben. Und den grünen Umweltlandesrat Rudi Anschober, mit dem sie seit Jahren im Dauerclinch liegt, zeigte sie wegen eines angeblichen Erpressungsversuches an. Ein Vorwurf, der sich nie bestätigte – die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen ihn auch ein: „Willkürlich“, behauptet Pöschko.

Geheim

Am Montag musste sich die 36-Jährige selbst am Bezirksgericht Linz-Urfahr verantworten. „Missbrauch von Tonaufnahmen“, lautete die Anklage. Laut Staatsanwalt Alfred Schaumüller soll Pöschko illegale Mitschnitte eines im Februar 2010 geführten – nicht öffentlichen – Telefonats mit einer Büromitarbeiterin von Rudi Anschober im Juni 2011 einem Standard-Journalisten gegeben haben.


Das gibt die Aktivistin auch zu, allerdings: „Ich habe nicht vorgehabt, etwas weiterzugeben“, behauptet sie. Sie habe das Gespräch nur aufgezeichnet, weil sie es später noch einmal anhören wollte – dessen Inhalt sollte dem Vereinsvorstand möglichst detailliert geschildert werden. Pöschko: „Der Einzige,  dem wir die Mitschnitte ausgehändigt haben, war der Journalist.“


Warum sie das gemacht habe, will Richterin Brigitte Lenz wissen. „Weil über lange Zeit viel Druck auf uns ausgeübt wurde“, sagt Pöschko. Auch im Telefonat sei mit der Kürzung von Förderungen gedroht worden. „Die Frau meinte, wir würden uns den Ast absägen, auf dem wir sitzen.“ Die Richterin bietet der 36-Jährigen an, ihr Vergehen diversionell (80 Stunden gemeinnützige Arbeit) zu lösen: „Sie haben über das Ziel hinausgeschossen, sind bisher aber unbescholten.“ Pöschko nimmt an, auch  die Staatsanwaltschaft ist einverstanden.
Am Nachmittag beschließt die oö. Landesregierung, die „Antiatom Szene“ im Jahr 2012 nicht mehr zu fördern.

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