Chronik/Oberösterreich

"Plus City ist eine künstliche Welt"

Im Falle des Handels sind sich Experten einig: Der Kuchen wird in Zukunft nicht größer, er wird nur anders aufgeteilt werden. Die Erweiterung der Plus City, die nun über 220 Betriebe auf einer Fläche von 70.000 m² verfügt, wird aus diesem Grund von den Handelstreibenden rundum mit Argusaugen beobachtet. Immerhin umfasst das Einzugsgebiet des Zentrums 1,3 Mio. Einwohner und all jene, die maximal eine Autostunde von der Plus City entfernt leben.

Wachsames Auge

"Wir haben zwar keine schlaflosen Nächte, aber ein wachsames Auge auf diese Entwicklung", sagt Anita Mayer, Managerin des Linzer City Rings, eines Zusammenschlusses von rund 400 Betrieben in der Linzer Innenstadt. Natürlich sei die City aufgrund der öffentlichen Anbindung mit der Straßenbahn betroffen, aber "wir setzen Maßnahmen: Im November starten wir die Kampagne ,Das kann nur die Innenstadt!‘, mit der wir auf die Vorzüge von Linz aufmerksam machen werden", so Mayer. Denn die Atmosphäre, die Kultur, die Kaffeehäuser, die gewachsene Gastronomie und die Menschen, die in Linz leben würden, machen den Unterschied: "Das unterscheidet uns einfach von der Plus City, die ja eine künstliche Welt ist." Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass die Bim ja nicht eingleisig verkehre, sondern dass viele Paschinger und Trauner nun unkompliziert in die Innenstadt kommen können.

Beim Haid Center in Ansfelden bleiben die Verantwortlichen ruhig: "Mit IKEA haben wir ein Zugpferd, das uns ein Einzugsgebiet vom Attersee bis nach St. Pölten beschert", sagt Haid-Center-Manager Johann Koini. Außerdem positioniere man sich anders als die Plus City: "Wir sind familienfreundlich, alles ist praktisch und auf einem Stockwerk zu erreichen." Das Haid Center sei ein Auto-Standort: "Wer bewusst zu uns fährt, kauft auch hier ein. Das ist anders als in der Plus City, wo die Leute viel flanieren und schauen." Trotzdem kündigt Koini für 2017 Maßnahmen an: "Wir werden die Gastro-Bereiche modernisieren und erweitern."

Peter Jungreithmair, Geschäftsführer der Wels Marketing & Touristik GmbH formuliert pointiert: "Egal, wie sehr ein Einkaufszentrum ausgebaut wird: Die Identität von Innenstädten kann niemand kopieren." Die Kaufleute der Stadt Wels sieht er im Wettbewerb gut positioniert: "Wir haben ein komplett anderes Kundensegment. Die Menschen, die in der Welser Innenstadt einkaufen, haben meist andere Ansprüche und andere soziale Möglichkeiten als jene im Shoppingcenter." Natürlich werde es zu Kundenverschiebungen kommen, aber die 250 Unternehmer in der Welser Innenstadt werde es noch lange geben. Zugpferd für Wels ist auch das Kino: "Wir haben Besucher aus Vöcklabruck und Sattledt, die werden bestimmt nicht extra nach Pasching fahren."

Nach der Erweiterung der Plus City will sich Geschäftsführer Ernst Kirchmayr nun voll und ganz auf seine Innenstadt-Immobilie am Schillerpark konzentrieren: Für konkrete Pläne sei es zu früh, so Kirchmayr, aber die Schillerpark-Immobilie, sprich das Hotel und Geschäftsflächen, müsse man ganzheitlich betrachten: "Das ist städtebaulich ein sensibles Projekt, dem wir uns nun intensiv widmen werden."