Chronik/Oberösterreich

"Hätten um ihn kämpfen sollen"

Der plötzlich verschwundene Pfarrprovisor von St. Georgen im Attergau, Pater Johannes Teufl (54), hat sich nach Wochen wieder gemeldet. "Wir haben mit ihm telefoniert. Es geht ihm gut", heißt es aus der Diözese Linz. Der Franziskanerpater befinde sich derzeit noch im Entscheidungsprozess darüber, ob er in Zukunft Priester bleiben will oder nicht. Eine Sache sei aber bereits besiegelt: Er wird nicht mehr in seine Heimatpfarre zurückkehren.

Zu Fuß nach Rom

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Laut Diözese Linz pilgert der Geistliche derzeit zu Fuß nach Rom. Dort befindet sich aktuell auch der oberste Franziskaner von Österreich, Provinzial Pater Oliver Ruggenthaler. Teufl soll bereits Kontakt zum Franziskaner-Orden aufgenommen haben. Inhaltlich will sich Ruggenthaler aber nicht dazu äußern: "Das ist jetzt eine interne Angelegenheit."

Wie berichtet, hatte der Franziskanermönch 2011 um eine dreijährige Exklaustrierung (Beurlaubung) angesucht. In dieser Zeit wurde er interimsmäßig durch die Diözese als Pfarrprovisor in St. Georgen eingesetzt. Von konservativen Katholiken soll er in der Gemeinde jedoch gemobbt worden sein, weil er sich offen zu seiner Freundin bekannte. Anfang März hatte er mehrere Briefe unter anderem an den Linzer Bischof Ludwig Schwarz geschrieben. Darin suchte der 54-Jährige um eine unbezahlten Urlaub an. Seitdem war er unauffindbar. Die Diözese stellte indes eine klare Forderung: Entweder er entscheidet sich für die Kirche, oder für seine Lebenspartnerin. Auch der Franziskanerorden verlangte schon damals eine definitive Entscheidung hinsichtlich seiner Zugehörigkeit zum Orden.

Am Wochenende wurde auch die Kirchengemeinde in St. Georgen darüber informiert, dass Teufl nicht mehr zurückkommt. Diese Tatsache löste beim Kirchenvolk Bedrückung aus: "Es ist sehr schade, dass er nicht mehr kommt. 99 Prozent haben ihn sehr gemocht. Aber wer kann es ihm verdenken, so wie ihn manche bombardiert haben?", lautet der Tenor in der Stube des Kirchenwirts.

Hetzerei gegen Pater

Einige Gäste sprechen gar von einer Hetzerei einiger weniger gegen dem 54-Jährigen. "Man verteufelt hier sprichwörtlich einen, der ehrlich sagt, dass er eine Freundin hat. Andere lügen, haben trotzdem eine, und gegen die hat man nichts", heißt es am Stammtisch. Auch Familie Schachl ist unglücklich: "Er hat es geschafft, dass die Jugendlichen wieder in die Kirche gegangen sind. Man hätte in der Gemeinde mehr um ihn kämpfen sollen." Dieser Ansicht ist auch Wirt Fredi Kiefer: "Er war ein vernünftiger Pfarrer. Mit ihm hat man über alles reden können."

Dechant Johann Greinegger, Pfarrer in Vöcklamarkt, ist seit März für den Franziskanermönch als Pfarrprovisor eingesprungen. "Wir sind derzeit ein Team von fünf Priestern und wechseln uns ab", sagt Greinegger, der bis Herbst als Ersatz bleiben wird. Teufls Nachfolger steht derzeit noch nicht fest.