Pfarre sucht Priester per Inserat
In den Innviertler Gemeinden Taufkirchen und Sigharting wollen die Gläubigen nicht tatenlos Däumchen drehen und hoffen, dass ihnen ein Pfarrer von der Diözese Linz vermittelt wird. Die Schäfchen haben im Karriereteil der Oberösterreichischen Nachrichten ein Stelleninserat aufgegeben, in dem sie einem möglichen Interessenten die Pfarre recht schmackhaft präsentieren.
Von 474 Pfarren in der Diözese Linz sind derzeit 157 ohne Priester, und es werden mit jedem Jahr mehr. Der derzeitige Priester von Taufkirchen wird demnächst in eine andere Pfarrgemeinde wechseln. Mit September 2012 sollte ein neuer Hirte die Pfarre übernehmen.
Die Zeichen dafür stehen bisher nicht besonders gut. Die Stelle wurde wie üblich im Diözesanblatt ausgeschrieben. Die Bewerbungsfrist endet mit Februar, gemeldet hat sich auf die Ausschreibung noch niemand.
Offensive
Christoph Crepaz aus Taufkirchen ist daher gemeinsam mit anderen Gläubigen der Gemeinde in die Offensive gegangen und hat das 2000 Euro teure Inserat geschaltet: "Der neue Pfarrer soll sich vorstellen können, was ihn bei uns erwartet", erklärt Crepaz. Die Kosten für das Inserat werden von den Gläubigen getragen.
"Wir bieten: Sehr gute finanzielle Ausstattung der Pfarrgemeinde, zeitgemäße Infrastruktur, neues Pfarrheim und Ehrenamtliche, die Verwaltungsarbeiten und pastorale Aufgaben übernehmen", heißt es unter anderem in dem Inserat, mit dem man sich von anderen Pfarrgemeinden abzuheben versucht. "Wir zeigen, was wir haben. Immerhin suchen wir einen Chef für 3600 Leute", sagt Crepaz.
Die Anzeige in der Zeitung wurde mit dem derzeitigen Pfarrer abgesprochen. In der Diözese ist man erfreut über die Eigeninitiative der Gläubigen. "Wir erleben das so das erste Mal. Aber es beweist die Sorge der Gläubigen, dass sich kein Pfarrer für ihre Gemeinde findet", meint Martin Füreder, Leiter der Personalstelle in der Diözese Linz.
Da das Inserat der Taufkirchner auch für mediale Berichterstattung sorgt, hofft die Gemeinde, dass sich möglicherweise auch über die Diözesangrenzen hinweg die Nachricht über ihre Priester-Suche verbreitet. "Wunschkandidaten haben wir nicht. Es gibt keinen Priester, der allen zu Gesicht steht", sagt Crepaz.