Chronik/Oberösterreich

Patienten fanden Code für Suchtgift

Einen ungewöhnlichen Weg fanden zwei opiumsüchtige Patienten des AKh Linz, um an eine Überdosis Schmerzmittel zu gelangen. Die beiden schafften es,  sich im Internet einen nur für Ärzte bestimmten Zugangscode zu besorgen, mit dem sie ihre angehängten „Schmerzpumpen“ beliebig manipulieren konnten. Auf diese Weise dürften sie größere Mengen an Morphium konsumiert haben.
„Sie haben sich ein Vielfaches der vorgesehenen Dosis einverleibt“, bestätigt AKh-Anästhesieprimar Hans Gombotz. Das Treiben der beiden Männer blieb allerdings nicht unbemerkt. „Als wir sie an einem Freitagnachmittag völlig high in ihren Betten liegen sahen, war rasch klar, was passiert ist.“

Kriegsopfer 

Bei den Patienten handelte es sich um zwei Nordafrikaner, die im April 2011 bei Kampfhandlungen in ihrer Heimat schwer verletzt und danach in Spitälern in Krisengebieten betreut worden sind. Ein 22-jähriger war als Folge einer Druckwelle von einem Gebäude gestürzt und hatte eine partielle Querschnittlähmung der unteren Extremitäten erlitten. Sein 17-jähriger Landsmann hatte nach einer Bombenexplosion den rechten Fuß verloren und es bestand die Gefahr, auch seinen linken Fuß zu verlieren.
Im Dezember 2011 bot ihnen das AKh auf Ersuchen des Außenministeriums humanitäre Hilfe an und operierte die beiden mehrfach.

Lebensgefahr

Nach dem Schmerzmittel-Missbrauch mussten die Patienten tagelang auf der Intensivstation verbringen. „Der Zustand war lebensbedrohlich – einem drohte ein Atemstillstand“, erklärt Gombotz. Der folgende Entzug machte den Männern schwer zu schaffen. „Wir haben sie von den Schmerzpumpen abgehängt und nur noch Schmerzpflaster verwendet.“
Das AKh meldete den Vorfall dem Gesundheitsministerium. Dieses alarmierte die Herstellfirma und informierte andere Spitäler.
Gombotz: „Inzwischen ist der Code aus dem Internet entfernt – wir haben jetzt auch nur mehr Geräte in Verwendung, deren Zugangscode wir regelmäßig verändern können.“