Heftige Kritik für Sparstift bei Hüftgelenk
Von Laila Docekal
Ein Bericht über Sparmaßnahmen bei künstlichen Hüftprothesen in Oberösterreich im Ö1-"Morgenjournal hat eine Welle der Empörung ausgelöst. Demnach gibt es eine neue Vorgabe, wonach die derzeit besten Hüftprothesen mit Keramikkopf in einer Keramikpfanne nur noch für höchstens fünf Prozent der Patienten eingesetzt werden sollen. Pikantes Detail am Rande: Die Kürzung soll dem oberösterreichischen Spitalsbetreiber GESPAG eine Ersparnis von jährlich 700.500 Euro bringen – Gleichzeitig wurde ein neuer Vorstandsposten geschaffen, der jährlich 180.000 Euro kostet. Die GESPAG rechtfertigt das Vorgehen damit, es handle sich nicht um eine Quote, sondern um eine Zieldefinition, die sich eine interne Arbeitsgruppe selbst gegeben habe.
Während die Ärztekammer für Oberösterreich eine Prüfung dieser Vorgangsweise durch unabhängige Experten fordert, sieht die Ärztekammer für Wien einen ersten Beleg für Einsparungen an Patienten. Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer weist jeglichen Zusammenhang mit der Spitalsreform oder einer Zwei-Klassen-Medizin zurück und spricht von fachlichen Überlegungen, wie man diesen Bereich bei höchster Qualität optimal gestalten könne.
Sparstift
Dem widerspricht Univ.-Prof. Gerald Pflüger, Orthopädievorstand am Evangelischen Krankenhaus in Wien, den der KURIER bei einem Orthopädenkongress in Chicago erreichte: „Hier stecken Politik und der Sparstift dahinter, denn der weltweite Trend geht eindeutig in Richtung Keramik.“
Im Vergleich zu den Polyethylen-Inlays mit Keramikkopf seien die Keramik-Keramik-Prothesen in Bezug auf Verschleiß, Stabilität und Bewegungsumfang deutlich besser. Auch der Preisunterschied sei sehr gering – daher vermutet Pflüger Marketing-Strategien der verantwortlichen Firmen dahinter.
Folglich würden Patienten zwar nicht nach Kassen oder Klassen, aber nach Alter benachteiligt. Der Sukkus laute, ein älterer Patient erlebe die Vorteile der besseren Prothese ohnehin nicht. „Damit würde ein 80-jähriger, sportlich aktiver Patient keine Keramik-Keramik-Prothese bekommen und ein inaktiver 50-Jähriger schon. Doch jeder Patient hat den Anspruch, das zu bekommen, was das Beste und Sicherste ist und das ist Keramik.“