Neues Asyl-Großquartier in Linz
In der Flüchtlings-Zeltstadt am Linzer Polizeisportplatz hatte das Rote Kreuz am Donnerstag alle Hände voll zu tun: Durch den tagelangen Regen hatten sich mehrere Asylwerber verkühlt, woraufhin die Betreuer Alarm schlugen. 17 Personen wurden von der Rettung ins Spital gebracht. Ein Flüchtling musste wegen eines akuten grippalen Infekts stationär aufgenommen werden. Die restlichen Asylwerber wurden als gesund eingestuft und von den Ärzten wieder in ihre Quartiere geschickt.
"Jeder Flüchtling ist krankenversichert. Die medizinische Versorgung ist gewährleistet", betont Karl-Heinz Grundböck , Sprecher des Innenministeriums. Bei gesundheitlichen Problemen müssten sich die Asylwerber nur an ihre Betreuer wenden.
Ein Ende der von vielen Seiten als menschenunwürdig eingestuften Unterbringung ist in Linz vorerst nicht in Sicht: Wie auch in Salzburg sollen am Wochenende neue Zelte aufgestellt werden, womit die Kapazität auf 28 Acht-Mann-Zelte mit insgesamt bis zu 224 Personen steigt.
Mittelfristig könnte ein ehemaliges Postgebäude Abhilfe schaffen: Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bestätigte am Freitag, dass das leer stehende Haus in der Derfflingerstraße – direkt gegenüber der Zeltstadt – angemietet und in den kommenden Wochen adaptiert werde. Es soll bis zu 200 Flüchtlingen Platz bieten.
Bei der neuen Einrichtung handelt es sich um kein Verteilzentrum wie etwa in Thalham bei St. Georgen im Attergau oder Traiskirchen (NÖ). Es soll als Bundes-Übergangsquartier dienen und Turnsaal und Polizeisportplatz wieder ihrem eigentlichen Zweck zuführen.
Kritik an den Plänen der Ministerin kommt vom Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ): "Linz kommt seiner Verantwortung nach. Deshalb lehnen wir Großquartiere entschieden ab."
Bereits jetzt seien in der Stadt 800 Flüchtlinge untergebracht, die Innenministerin hätte die Zahl der zu Betreuenden über Nacht um 30 Prozent erhöht. "Besonders enttäuscht mich, dass Landeshauptmann Pühringer mit der Ministerin an einem Strang zieht. Parteipolitisches Kalkül hat bei den beiden Vorrang vor einem Mindestmaß an Respekt an unserem Weg", kritisiert Luger.
5200 Anträge im Mai
Für Proteste sorgt auch die Situation im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen. 1820 Menschen sollten hier maximal untergebracht sein – mehr als 2000 waren es zuletzt. Mangels Betten sollen Flüchtlinge zuletzt sogar auf dem Boden geschlafen haben. "Wir bemühen uns, allen entsprechende Plätze zur Verfügung zu stellen", meint Grundböck. Schuld an der Situation sei, dass die Länder nicht mit der Betreuung nachkommen – 5200 Neuanträgen im Mai stehen nur 2000 neu geschaffene Plätze gegenüber.
Traiskirchens SPÖ-Bürgermeister Andreas Babler kündigte aus Protest eine Stadtratssitzung vor dem Innenministerium an. Als "Vorhut für Proteste der Bevölkerung", so Babler.