Natura-2000-Gebiete: Lob und Tadel für Oberösterreich
Am Montag hat die Landesregierung beschlossen, eine Fläche von mehr als 6500 Hektar für das EU-Programm Natura 2000 nachzunominieren. Dieses europaweite Netz von Schutzgebieten dient der Sicherung seltener Tier- und Pflanzenarten bzw. Lebensräume und wurde von Österreich lange Zeit vernachlässigt. Die Bundesländer sind aufgerufen, bis Jahresende Flächen nachzunominieren, weil der Republik sonst ein Vertragsverletzungsverfahren droht.
Für Oberösterreich gibt es nun Lob vom Umweltdachverband (UWD): "Ich sehe das auch als Signal für bisher säumige Bundesländer, endlich zu handeln", sagt der neue UWD-Präsident Franz Maier aus Molln.
Zu den 16 Gebieten, die schon bald Natura-2000-Status genießen könnten, zählen das Untere Steyr- und Ennstal, Teile des nördlichen Machlands, das Naturschutzgebiet Gerlhamer Moor in Seewalchen am Attersee oder verschiedene Wiesen im Mühlviertel.
Dem Umweltdachverband geht die Anzahl der Gebiete und deren Gesamtfläche allerdings noch nicht weit genug: "Es fehlen zum Beispiel noch Lebensräume für Luchs und Fledermaus", bemängelt Maier. UWD-Geschäftsführer Michael Proschek-Hauptmann erkennt außerdem einen "Fleckerlteppich": "Es sollten größere und zusammenhängende Flächen gemeldet werden."
Hintertür
Kritik kommt auch dafür, dass das Warscheneck-Massiv auf der Natura-2000-Liste fehlt. "Offenbar soll eine Hintertür für die Erweiterung von Skigebieten offen bleiben", vermutet Proschek-Hauptmann. Ein Sprecher von Naturschutzlandesrat Manfred Haimbuchner (FPÖ) weist das zurück: "Das Warscheneck ist bereits jetzt geschützt. Für Natura 2000 wurde es nicht nominiert, weil es das vom Umweltdachverband genannte Schutzgut ‚Schlucht- und Hangmischwälder’ dort nicht gibt." Außerdem werde es im Naturschutzgebiet definitiv keinen Seilbahnausbau ausgeben.
Der UWD gibt zu, dass Schlucht- und Hangmischwälder am Warscheneck nur in Randzonen vorkommen. Das 4500 Hektar große Gebiet sei aber dennoch besonders schützenswert.
Bis heuer hat das Land die Gründlandbauern mit jährlich 37 Euro pro Hektar Fläche und einer Milchkuhprämie unterstützt. Die Förderung wurde auch für sehr intensiv genutzte Wiesen ausgezahlt, auf denen seltene Pflanzenarten oder Wiesenvögel wie Rebhuhn oder Feldlerche kaum eine Überlebenschance haben. Gleichzeitig sinke der Anteil extensiv bewirtschafteter Wiesen (maximal zwei Mahden pro Jahr), weil sich das für Landwirte kaum noch lohne, kritisiert der Naturschutzbund.
Weil eine weitere Landesförderung für alle Grünlandbauern wettbewerbsrechtlich ohnehin nicht mehr zulässig sei, solle es nur noch für extensiv genutzte Flächen Geld geben. Dadurch könne das Land die Prämie auf 219 Euro pro Hektar anheben – ein starker Anreiz, artenreiche Wiesen zu erhalten.
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) betont, dass Oberösterreich auf nachhaltige Landwirtschaft großen Wert lege. Eine völlig extensive Grünlandnutzung sei aber unrealistisch.