Chronik/Oberösterreich

Nach Maibaum-Diebstahl: Linzer Politiker sollen Wache stehen

Ein spektakulärer Maibaumdiebstahl durch acht junge Mühlviertler war am Donnerstag Tagesgespräch in der Landeshauptstadt. Zwei Frauen und sechs Männer (17 bis 21 Jahre alt) hatten in den Nachtstunden die 23 Meter hohe Fichte auf dem Linzer Hauptplatz – allein mit Muskelkraft – aus der Verankerung gehoben und umgelegt. „Wir haben uns bewusst an die Regeln gehalten und keine Sägen verwendet, sondern sind ähnlich traditionell vorgegangen wie unsere Großeltern“, sagt Maibaumdieb Christian Mühleder.

Mehrere Passanten seien Augenzeugen des schweißtreibenden Coups geworden, böse Worte gab es aber nicht. „Die Leute haben uns angefeuert und Beifall geklatscht, als es geschafft war.“ Die Aktion dauerte nur wenige Minuten, der Baum wurde mit zwei Fahrzeugen abtransportiert. „Auf der Fahrt ist uns die Polizei entgegengekommen. Weil die Ladung aber rechtmäßig abgesichert war, haben uns die Beamten nur beglückwünscht und sind weitergefahren.“

Die Fichte wurde nach Neufelden gebracht, wo sie bis Freitag 24 Uhr streng bewacht wird. „Bis dahin haben die Linzer die Möglichkeit, den Baum zurückzustehlen“, betont Mühleder. Freiwillig werde man die Beute nicht herausrücken. „Sie kann nur gegen Bier und eine Jause ausgelöst werden.“

Kritik für ihre Aktion mussten sich die Diebe vom Verband der Linzer Heimat- und Trachtenvereine gefallen lassen: „Mit Brauchtum hat das wenig zu tun. Der Baum ist am 26. April aufgestellt worden, daher ist der Diebstahl auch nicht wie vorgeschrieben innerhalb der ersten drei Nächte erfolgt.“ Mühleder lässt das aber kalt: „Man kann doch einen Maibaum nicht im April stehlen.“

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Sicherheitsstadtrat Detlef Wimmer (FPÖ) ortet als Reaktion auf den Diebstahl augenzwinkernd ein „Sicherheitsdefizit“. Er schlägt vor, dass Stadtpolitiker künftig beim Bewachen des Linzer Maibaumes helfen sollen.

In Reißeck (Bezirk Spittal, Kärnten) hat eine nächtliche Maibaum-Fällaktion drei Männern Anzeigen wegen schwerer Sachbeschädigung und Gemeingefährdung eingebracht. Der gefällte Stamm fiel "falsch" um, wie ein Verdächtiger laut Polizei sagte, und stürzte auf eine Stromleitung und ein Wohnhaus. Es brauchte einen Ladekran, um den Maibaum zu entfernen.