Chronik/Oberösterreich

Mit Vollrausch in die Notaufnahme

Für  Aufregung hat  diese Woche  der Vorstoß von Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl (SP) gesorgt, für 16- bis 18-Jährige eine 0,5-Promille-Grenze einzuführen. Trotz heftiger Kritik von verschiedenen Seiten steht man im Sozialressort weiterhin zum Vorschlag für die Novelle des Jugendschutzgesetzes. „An der Höhe der Grenze halten wir fest. Das war auch ein Vorschlag der Exekutive“, erklärt Ackerl-Sprecher Harald Scheiblhofer.

Das Sozialressort verweist in diesem Zusammenhang auch auf Kärnten, wo den Jugendlichen beim Überschreiten des 0,5 Promille-Limits Ungemach droht. Hier ist außerdem seit dem Frühling das schärfste Jugendschutzgesetz des Landes in Kraft, das auf drakonische Strafen setzt. „Beim ersten Vergehen bekommen die Jugendlichen eine Verwarnung, beim zweiten Mal müssen sie bis zu 100 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten“, erklärt der Kärntner Jugendreferent  Landesrat Christian Ragger (FPK).

Und auch die Wirte müssen mit saftigen Strafen rechnen, schenken sie Alkohol an Kinder und Jugendliche aus. Bis zu 20.000 Euro Bußgeld sind  vorgesehen. „Bei schweren Übertretungen des Jugendschutzgesetzes können Jugendliche, die einen Führerschein besitzen an die Behörde gemeldet werden.“

Erste Erfolge

Es seien bereits erste Erfolge zu verzeichnen. „Wir haben in 132 Gemeinden zwei Millionen Euro an Sachschaden durch Alkoholmissbrauch gehabt“, erklärt der Kärntner Politiker. Das  sei jetzt schon zurückgegangen. Auch die Zahl der  Jugendlichen, die nach ausschweifenden Trinkgelagen ins Krankenhaus müssen, habe abgenommen.

Ganz so streng wie im südlichsten Bundesland hat sich das  Büro Ackerl die Strafen beim Verstoß gegen die angedachte Novelle nicht vorgestellt. „Zuerst sollte es  Verwarnungen geben. Wenn jemand uneinsichtig ist, kann es Geldstrafen geben. Es soll nicht sein, dass die Jugendlichen verfolgt und kriminalisiert werden“, beschwichtigt Scheiblhofer. Und Prävention bleibe an erster Stelle im Kampf gegen Alkoholmissbrauch.

 Christoph Lagemann, Leiter des Instituts Suchtprävention, kann mit einem Alkohol-Limit von 0,5 Promille wenig anfangen. „Das ist noch keine schwere Berauschung, das ist ein Bier und ein Seiterl.“ Vielmehr sehe er ein Problem in der österreichischen Gesellschaft, die eine feuchte sei. „14-Jährige gehen fort, die Eltern und die Schule klären aber nicht ausreichend auf.“  Es bringe aber nichts, wenn vorne jemand sitzt und erklärt, wie gefährlich Alkohol ist. „Wichtig ist, sich mit den Jugendlichen auseinanderzusetzen und sie in ihrer Lebensrealität abzuholen.“

Ein Großteil jener jungen Menschen, die in der Notaufnahme landen, hätten keine  Probleme. Der Grund für die Exzesse sei vielmehr das Nicht-Wissen über hochprozentige Getränke.  „Sie haben keine Ahnung, dass Schnaps erst nach einer Weile wie eine Welle von hinten hereinbricht.“