Chronik/Oberösterreich

Mini-Felder mitten in der Stadt

Die Gartensaison hat begonnen. Aber nicht jeder hat das Privileg, eine eigene Grünfläche bewirtschaften zu können. Was also tun, wenn die Lust, in der Erde zu graben, Unkraut zu jäten und schließlich Ernte im kleinen Stil einzufahren, trotzdem da ist?

Bio-Pionier Christian Stadler ließ sich in England und Kanada vom so genannten "Urban Gardening", dem Gärtnern mitten in der Stadt, inspirieren und stellt seit vergangenem Jahr unter dem Namen "Morgentaugärten" Grünflächen zur Verfügung, aktuell in Linz, Leonding und Steyr. Alle Gärten befinden sich in der Nähe von Wohngebieten und auf gut mit Öffis erreichbaren, bisher als Wiese oder Acker genutzten Feldern.

Mit Profis gemeinsam

Experten bereiten die Böden vor, parzellieren die Flächen und haben bis dato bereits einige Bio-Kulturen wie Karotten, Erdäpfel, Pastinake, Zuckererbse, Radieschen und Pastinake gepflanzt.

Bei den Pflanz-Tagen werden die Hobby-Gärtner mit der entsprechenden Ausrüstung, etwa Gießkanne und Werkzeuge, ausgestattet und von den Profis eingeschult. "Man braucht überhaupt kein Vorwissen, muss auch kein Gartenbuch gelesen haben", versichert Christian Stadler. "Wir betreiben hier easy gardening, wir wollen mit wenig Aufwand möglichst viel erreichen." Morgentau garantiert einen Ertrag von 60 Prozent, "alles andere macht keine Freude mehr. Dabei ist der Spaß an der Sache das Wichtigste."

Zwei Stunden pro Woche sollten Gärtner für ihre Parzelle an Pflegeaufwand rechnen. Der Ertrag bei 40m² liegt bei rund 100 Kilogramm Bio-Gemüse pro Saison. Ein Drittel der Kulturen wird von den Profis vorab gesetzt, der Rest gemeinsam an den Pflanztagen. Ende November wird die Parzelle dann wieder zurückgegeben. Wer mal auf Urlaub ist, kann sich mit seinen Parzellen-Nachbarn kurzschließen und zum Beispiel reifes Gemüse gegen Unkraut-Jäten tauschen. Denn auch darum geht es bei den Morgentau-Gärten – um soziale Kontakte: "Auf dem Feld duzen sich alle, vom Einjährigen bis zur Pensionistin ist jeder mit dabei", sagt Initiator Stadler.

www.morgentaugaerten.at

Anmeldung. Die Frist für die aktuelle Pflanzsaison läuft bis kommenden Freitag, 15. April. Wer mag, kann sich aber ab 20. April auch schon seine Parzelle für 2017 sichern. Und so funktioniert’s: Auf der Homepage www.morgentaugaerten.at die gewünschte Parzelle auswählen, Daten ausfüllen und bezahlen. Der Preis für eine 20m²-Parzelle liegt bei 117 €, 60m² kosten 369 €. Dazwischen gibt es mehrere Größen-Abstufungen.

Standorte. Gegärtnert wird diese Saison an acht Standorten in Oberösterreich: in Linz Auhof, am Bindermichl, Freinberg, Froschberg, solarCity, Spallerhof. In Leonding in der Georg-Erber- Straße und in Steyr-Resthof.

Christian Stadler, Biobauer, Unternehmer und Bio-Pionier, arbeitete schon früh am elterlichen Hof in Hofkirchen im Traunviertel mit. 1986 überzeugte er seine Eltern, komplett von Getreide auf Bioanbau von Gemüse umzustellen.

1993 gründete er dann Morgentau Biogemüse, investiert seitdem regelmäßig in das Unternehmen und entwickelt es weiter. Um eine Idee von der Dimension zu bekommen: Im Vorjahr wurden unteKarotten, 992 Tonnen Erdäpfel und 550 Tonnen Zwiebel, alles in Bio-Qualität, verkauft.

"Die Idee, Menschen ohne Grundbesitz biologisches Gärtnern zu ermöglichen, schlummerte schon länger in mir. Jetzt habe ich sie umgesetzt." Seit dem Vorjahr expandieren die Mini-Felder in der Stadt stark, die Nachfrage ist hoch – und das soll so weitergehen. "Wir hatten mit unseren Ideen immer ein wenig die Nase vorn, auch bei diesem Projekt". 2017 soll das erste Mal die schwarze Null bei den Morgentau-Gärten angestrebt werden.

Bis dahin gilt es aber weiter, Bedenken der Hobby-Gärtner zu zerstreuen. Zum Beispiel, ob denn das Gemüse in der Stadt schadstoffbelastet sei. "Wir haben die Ernte von 2015 untersuchen lassen und zum Glück wurde festgestellt, dass unser Gemüse frei von Rückständen des Straßenverkehrs ist", versichert der Unternehmer.