„Mich zu wählen, wäre starkes Signal an Politikverdrossene“
Von Jürgen Pachner
KURIER: Was waren Ihre Beweggründe, sich um den Posten des Landessprechers zu bewerben?
Stefan Kaineder: Ich glaube, dass es sehr großen Reiz hätte, die Position mit jemandem zu besetzen, der sich dieser verantwortlichen Aufgabe hauptberuflich widmet – und sie nicht nur nebenberuflich ausübt. In Wien wird das so praktiziert und auch Ingrid Felipe in Tirol hat das in der Vergangenheit so gemacht.
Welche Chancen rechnen Sie sich aus, das Kandidaten-Duell mit Maria Buchmayr zu Ihren Gunsten zu entscheiden?
Ich denke, dass meine Chancen im Vergleich einigermaßen überschaubar sind. Viele hätten halt gern eine Frau als Landessprecher – und die Maria bringt aus der Arbeit in den Gremien mehr Erfahrung mit. Mich zu wählen, wäre allerdings ein starkes Signal an Politikverdrossene. Ich bin weder durch eine Kaderschmiede der Partei gegangen noch habe ich sonst irgendwelche Seilschaften.
Widerspräche aber Ihre Wahl nicht dem grünen Grundsatz, dass Führungspositionen verstärkt mit Frauen zu bekleiden sind. Immerhin sind auch der Landesrat- und der Klubchefposten männlich besetzt?
Es hat mich lang beschäftigt, ob ich kandidieren soll. Doch es ist eine Frage der Perspektive, von der aus man die Umsetzung der Geschlechterparität betrachtet: Im aktuellen Landesparteivorstand sind vier von sechs Posten mit Frauen besetzt. Würde ich gewählt, stünden immer noch drei Männer vier Frauen gegenüber.
Womit wollen Sie sich positionieren?
Ich sehe zwei Aufgaben für die nächste Zeit. Das eine ist, neue Gemeindegruppen aufzubauen. Ich glaube, dass unsere Grenzen nicht bei einem Stimmanteil von zehn bis zwölf Prozent liegen – Salzburg hat das vorgezeigt. Dazu benötigt es auf kommunaler Ebene eine starke Basis. Das umzusetzen und zu koordinieren braucht viel Zeit, die ich als hauptberuflicher Landessprecher hätte. Weiters müssen wir uns für die Wahlen 2015 sehr gut positionieren. Dafür ist nötig, im Vorfeld breite Diskurse mit Expertinnen und Experten innerhalb und außerhalb der Partei zu führen.
Sie sind als Bezirkssprecher von Steyr-Land bisher auf Landesebene nicht besonders in Erscheinung getreten? Was waren Ihre Schwerpunktthemen?
Vor allem die Themen Fotovoltaik und Windkraft haben mich zuletzt sehr beschäftigt. Am Damberg und Schwarzberg in Steyr ist eine Windkraftanlage geplant, ich bin ständig auf Diskurssuche mit den Windkraftgegnern.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil charakterisieren?
Ich funktioniere sehr stark im Team, habe viele eigene Ideen und manchmal auch einen Dickschädel. Daher schätze ich es, wenn ehrlich kommuniziert wird und Grenzen aufgezeigt werden.
Stößt Ihre katholisch-religiöse Gesinnung in der Partei auf Gegenliebe oder eher Skepsis?
Es hat dazu noch keine kritische Auseinandersetzung gegeben. Ich glaube aber, dass katholische Werte, wie sie die Caritas formuliert, am stärksten von den Grünen repräsentiert sind. Und keine andere Partei stellt die Schöpfungsveranwortung derart in den Mittelpunkt.
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