Chronik/Oberösterreich

Managerin, Diplomatin, Seiltänzerin? Mama!

Wie ist sie denn eigentlich, die perfekte Mutter? Was kann sie, was will sie, was leistet sie? Viele Frauen brauchen keinen speziellen Tag im Jahr. Sie freuen sich jederzeit über Anerkennung und sind im Gegenzug beinahe permanent dabei, ihre Rolle als Mutter und Frau zu überdenken und zu überarbeiten.

Mutterschaft ist so individuell, so persönlich, Patentrezepte sind Mangelware, Wertungen eine gefährliche Sache. Kein Wunder also, dass jede Frau ganz speziell an ihr Leben mit Kindern herangeht – von locker bis konsequent, von organisiert bis fröhlich-chaotisch, von abenteuerlustig bis beschützend ist alles dabei. Lesen Sie selbst, wir haben vier außergewöhnlich normale Mamas vor den Vorhang gebeten.

Zum ersten gemeinsamen Muttertag, noch ohne Kinder, bekam Sandra Forstinger sechs rote Rosen von ihrem Mann Mario – "für unsere sechs Kinder, die ich gerne möchte", erklärte er damals. Und tatsächlich ist die gelernte Kindergärtnerin mittlerweile Mama von drei Buben und drei Mädchen zwischen 15 und einem Jahr. Auf dem Bauernhof im Bad Wimsbach-Neydharting hat Familie Forstinger Katzen, einen Hund, Hennen und Schweine. Jeden Freitag und Samstag steht die 38-Jährige mit ihrem Anhänger am Linzer Südbahnhofmarkt und verkauft Speck, Schnaps, Brot, Marmelade und Mehlspeisen. "Das ist für mich ein guter Ausgleich. Ich bin so gerne unter Leuten", sagt die fröhliche Bäuerin. Die Kunden kennen sie schon und kommen gerne auf ein Tratscherl und ein Speckbrot vorbei. Musik spielt eine große Rolle im Leben der achtköpfigen Familie, jedes Kind lernt ein Instrument und Sandra Forstinger leitet sogar eine Kinder-Volkstanzgruppe.

Was auf den ersten Blick traditionell wirkt, ist durchaus fortschrittlich. Denn auch Mario Forstinger, der als Dachdecker arbeitet, hilft im Haushalt und bei der Kinderbetreuung mit, war sogar eineinhalb Jahre in Karenz, "anders würde das gar nicht funktionieren".

"Ich habe es als Kind selbst total genossen, dass meine Mama so viel für mich da war. Deswegen bin ich sehr froh, dass auch ich so intensiv Zeit mit unserem Sohn verbringen kann." Dass sie auch mit Kind wieder arbeiten will, war für Nadine Kernegger immer klar.

Vor der Geburt von Ben, bald drei Jahre alt, werkte sie im elterlichen Familienbetrieb mit, danach ergab sich durch Zufall der Schritt in die Selbstständigkeit. Die 27-Jährige hat vor Kurzem ihr Vital- und Beauty-Studio in Leonding-Doppl eröffnet, bietet dort unter anderem Kosmetikberatungen, Nahrungsergänzungsmittel sowie Visagistik und Sugaring (Anm.: Haarentfernung durch Zuckerpaste) an. "Natürlich bin ich ehrgeizig, ich will, dass mein Unternehmen wächst und dass ich dadurch auch einen Teil zu unserem Familieneinkommen beitragen kann."

Dass Nadine Kernegger trotzdem so viel Zeit für Ben hat, klappt nur, weil sie gemeinsam mit ihrem Mann Christoph ein eingespieltes Team bildet. "Wenn Chris um knapp vor fünf von der Arbeit heimkommt, essen wir noch gemeinsam. Dann wünsche ich Ben eine gute Nacht und gehe rüber ins Studio." Ab diesem Zeitpunkt übernimmt der Vater. "Anfangs hatte ich ein schlechtes Gewissen, aber Christoph hat mir versichert, dass das kein Problem für ihn sei. Ben sei ja auch sein Kind." Sicher auch deswegen hätten Vater und Sohn eine sehr innige Beziehung. Wenn Nadine dann um spätestens 22.30 Uhr ihren Arbeitstag beendet, schläft Ben schon seit Stunden.

"Eigentlich wollte ich nie eigene Kinder. Aber dann habe ich gesehen, wie liebevoll mein Mann mit seinem Sohn Lucas, meinem Stiefsohn, umgeht. Da habe ich dann bemerkt, wie schön es sein kann, ein Kind zu haben."

Die Testphase als Unternehmerin ist für Nadine Kernegger jetzt also vorbei, der Stammkunden-Stock wächst, der Mai ist komplett ausgebucht – "dabei empfinde ich das, was ich hier tue, nicht mal als Arbeit. Es macht mir einfach große Freude."

Der Tag im Hause Jakob beginnt um 5.30 Uhr, oder eigentlich schon am Abend davor. Bevor Verena und Gerhard Jakob ins Bett gehen, richten sie noch Jause und Gewand für die Kinder her, damit es in der Früh schnell geht. "Wir machen uns fertig, wecken die Kinder, frühstücken kurz. Um 6.30 Uhr sind Finn und Linnea im Kindergarten, kurz darauf beginnt unser Tag im Krankenhaus."

35 Stunden pro Woche arbeitet die 33-Jährige als Assistenzärztin für Lungenheilkunde am Med Campus III des Kepler Universitätsklinikums in Linz – Nachtdienste exklusive. Ihr Mann ist ebenfalls Mediziner. "Ohne die Hilfe meiner Eltern wäre mein Job in diesem Ausmaß nicht möglich", sagt Verena. Denn Oma und Opa unterstützen die junge Familie vor allem bei Nachtdiensten, Fortbildungen und Kursen und kümmern sich um Finn, 4, und Linnea, 3.

"Natürlich kämpfe ich oft mit meinem schlechten Gewissen, weil ich viel im Krankenhaus bin. Aber für mich und meinen Mann war immer klar, dass wir beide auch mit Kindern arbeiten wollen." Deswegen verbringe sie die Abende dann am liebsten daheim. "Bis jetzt klappt es sehr gut. Niemand leidet unter der aktuellen Situation." Zeit für eigene Hobbys bleibt kaum, "aber das ist in dieser Lebensphase einfach so", sieht es die Ärztin gelassen. Dafür wird die Zeit mit den Kindern intensiv genutzt – in der Natur, auf Spielplätzen, oder im Tiergarten.

Am Kühlschrank hängt die Liste. In verschiedenen Farben sind Uhrzeiten und Daten markiert. Akribisch werden hier alle Termine – schulische, berufliche und private – eingetragen, "sonst wäre ein geregelter Alltag nur schwer möglich", sagt Sylvia Hois. Die 46-Jährige ist Mama von drei Kindern, Magdalena, 14, Christopher, 11, und Sebastian, 9, – und alleinerziehend. Die Katzen Avatar und Marshmallow sind ebenfalls in der Wohnung in Leonding daheim.

Bei der Gemeinde Pasching arbeitet Hois unter anderem als Standesbeamtin und Flüchtlingskoordinatorin – dieser Balance-Akt zwischen Beruf und Familie gelingt einerseits wegen des flexiblen Arbeitgebers, andererseits deshalb, weil die Kinder mithelfen: Geschirrspüler ausräumen, Wäsche zusammenlegen, Katzenklo ausleeren, Müll raustragen – alle drei beteiligen sich am Haushalt, dafür werden sie zum Fußball-Training und zu anderen Aktivitäten begleitet.

Unterstützung von familiärer Seite hat Sylvia Hois kaum, "aber meine Kinder waren immer gerne im Kindergarten und im Hort".

Zeit für sie selber bleibt im straffen Alltag wenig, aber "das stört mich nicht. Ich gehe zum Beispiel gerne laufen, da sind die Kinder dann einfach mit dabei." Ein Mal pro Tag wird frisch gekocht – und dann kann es schon vorkommen, dass nicht nur drei, sondern acht Kinder mit am Tisch sitzen, "wir haben einfach gerne Besuch".