„Landwirtschaft inmitten einer Trendwende“
Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (VP) prognostiziert den oberösterreichischen Landwirten eine bessere Zukunft. Er verweist dabei auf eine Langzeit-Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts. „Zwischen 1950 und 2010 wurde immer mit sinkenden Erzeugerpreisen gerechnet. Von jetzt an werden sie leicht steigen.“ Der Grund für die Trendwende sei unter anderem die steigende Nachfrage nach bestimmten Lebensmitteln in wirtschaftlich aufstrebenden Ländern des Ostens. „In Russland gibt es keine Probleme mehr mit den gleichen Lebensmitteln im Regal. So weit haben sich dort bereits die Ernährungsgewohnheiten verändert.“
Schwieriger sei es für die heimischen Produkte noch in Indien und China, da die Konsumenten andere Geschmäcker haben. „Mit der Internationalisierung wird das anders werden.“ Doch nicht nur in der Ferne ergäben sich für Oberösterreichs Bauern Chancen. „Der Zukunftsmarkt liegt eindeutig in der Regionalität. Die Konsumenten wollen wissen, woher die Produkte kommen und die Menschen dahinter kennen.“
Begehrt
Ein weiterer Wachstumszweig seien die Bioprodukte. Vor allem in Großbritannien würden diese immer begehrter. Hier würden sich für die heimischen Landwirte große Chancen eröffnen. „Dort erzeugen sie fast nichts selbst.“
Generell seien chemisch unbehandelte Produkte im Aufwind. Dabei bestehe aber auch eine Gefahr für die ökologisch arbeitenden Landwirte. „Die Handelsketten sind versucht, die Preisspannen zwischen konventionellen Produkten und Bio zu verengen.“ Weil die Herstellungsbedingungen aber schwieriger seien, müssten die Bauern hier auch mehr verdienen. „Es ist zwar nett, wenn sich alle biologische Lebensmittel leisten können. Das darf aber nicht heißen, dass die Preise so niedrig werden, dass die Betriebe nicht mehr geführt werden können“, warnt der Agrarlandesrat.
Zukunftsmarkt für die oberösterreichischen Landwirte sei auch die Energieversorgung durch Biomasse, also durch Holz, Biogas oder auch durch Bioethanol. Der oft geäußerten Kritik, es sei unmoralisch, Getreide dafür zu verwenden, widerspricht Hiegelsberger vehement. „Das ist de facto Solarstrom. Der effektivste Speicher des Sonnenlichts ist das Chlorophyll in der Pflanze.“
Außerdem habe die Nahrung ohnehin oberste Priorität. „Wir verfolgen das Prinzip Teller, Trog, Tank. Das heißt, zuerst muss die Lebens- und Futtermittelversorgung sichergestellt sein.“ Hinzu komme, dass sich beispielsweise durch lang anhaltende Regenfälle Pilze am Getreide bilden können, wodurch es weder verarbeitet noch an Tiere verfüttert werden könne.
Strukturwandel
Zur Frage der Hofaufgaben bei den heimischen Bauern meint der ÖVP-Politiker, dass sich diese verlangsamen werde. Die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten werde sich in den kommenden zehn Jahren auch nicht mehr stark ändern. „Es heißt nicht automatisch, dass die Erwerbstätigkeit in der Landwirtschaft sinkt, wenn Betriebe aufgegeben werden.“ Zumal wachsende Betriebe nicht landwirtschaftliche Dienstnehmer einstellen würden. Das sei etwa bei der Gemüseverarbeitung, bei der Direktvermarktung oder beim Urlaub am Bauernhof der Fall.
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