Chronik/Oberösterreich

Kikeriki in der City: Hahn weckt Linzer

Ländliche Idylle im dicht verbauten Stadtgebiet? Was nach einem glatten Widerspruch klingt, ist im Linzer Makartviertel Realität. Denn dort kräht täglich ein Hahn, der die Bewohner pünktlich um 5.30 Uhr aus den Betten reißt.

Damit haben nicht alle eine Freude. "Gerade am Wochenende ist das sehr störend", schreibt ein Anrainer auf einer Beschwerdeseite im Internet.

Bei einem Lokalaugenschein stellt sich heraus, dass der Hahn für sein Morgenkonzert tatsächlich viel Publikum hat. Denn das Revier des Gockels, der im weitläufigen Garten eines freistehenden Anwesens gehalten wird, ist von Mehrparteienhäusern umgeben. Vielen Bewohner kräht der Hahn quasi ins Schlafzimmerfenster hinein.

"Ich höre den Hahn mehrmals am Tag. Heute ist er aber erst so um 7 Uhr aktiv geworden", sagt eine Pensionistin. "Es ist schon ziemlich laut, aber es stört mich nicht wirklich." Der Hahn mache halt das, was er von Natur aus tue.

"Eigentlich ist es ganz schön, wenn man in der Stadt ein Kikeriki hört. Da fühlt man sich wie am Land", wirft eine Nachbarin ein. Und: "Wir beide haben uns sicher nicht über das Vieh beschwert."

Jene Dame, die ihre Nachbarinnen als Beschwerdeführerin in Verdacht haben, ist kurz angebunden, als sie merkt, dass jemand von der Zeitung da ist. "Ja sicher stört mich der Hahn. Das tut er eh schon die ganze Zeit", schimpft die Frau und drückt energisch ihre Wohnungstür zu.

Der Herr von Gegenüber sieht das ganz anders: "Ich hab mit dem Krähen überhaupt kein Problem. Eigentlich mag ich es sogar."

Die Besitzerin des Hahns, die anonym bleiben möchte, erfuhr erst vom KURIER, dass manche Nachbarn offenbar ein Problem mit ihrem Haustier haben. "Wir überlegen ohnehin, ob wir den Hahn wieder weggeben", sagt die Frau.

Kein Haltungsverbot

Rechtlich spricht allerdings nichts gegen die Hühnerhaltung im Stadtgebiet. "Es handelt sich um eine rein privatrechtliche Angelegenheit", heißt es vonseiten der Stadt Linz. Wer sich gestört fühlt, habe aber die Möglichkeit, eine etwaige Lärmbelästigung bei der Polizei anzuzeigen – "ortsüblich" dürfte das morgendliche Kikeriki nicht sein.

Im Netz wird die Beschwerde über den krähenden Stadtbewohner unterschiedlich kommentiert: "Seien Sie doch froh, ein klein wenig Natur inklusive ihrer Lebewesen in der Stadt zu haben. Ist ja eh schon alles zugepflastert", meint ein User. "So ein Viech kann ein Problem werden. Gibt’s eben bald mal Grillhahn oder Suppenhahn", schreibt ein anderer.