Keimbefall: Zwei Kinder außer Gefahr
Von Jürgen Pachner
Nach dem tragischen Tod eines Säuglings scheint am Freitagvormittag in der Ambulanz der Landes-Frauen- und Kinderklinik (LFKK) alles den gewohnten Lauf zu nehmen. Hysterie oder Angst bei Besuchern sind nicht erkennbar – und auch das Klinikpersonal agiert gelassen routiniert.
Wie berichtet, hatte ein mehrfach am Darm operiertes Baby am Donnerstag eine tödliche Blutvergiftung (Sepsis) erlitten – offenbar verursacht durch den hochresistenten Acinetobacter-Keim. Dieser dürfte im Rahmen einer humanitären Aktion – ein schwer herzkrankes Mädchen aus einem Spital in Sarajevo (Bosnien) wurde für eine Notoperation nach Linz geflogen – in die LFKK eingeschleppt worden sein.
Krisen-Hotline
In der Ambulanz warten am Freitag kleine Patienten mit Eltern geduldig darauf, aufgerufen zu werden. "Wir machen uns keine Sorgen, dass für unser Kind irgendeine Gefahr bestünde", sagt eine junge Mutter, die anonym bleiben möchte. Die anderen pflichten ihr nickend bei. Das seit Donnerstag offensiv betriebene Spitals-Krisenmanagement scheint zu fruchten. Am Freitag wurde eine Service-Hotline ( 050/55463-22712) für besorgte Eltern eingerichtet, unter der fachkundige Auskunft erteilt wird.
"Das hat zur Deeskalation beigetragen. Es haben sich einige Eltern gemeldet, die aber alle beruhigt werden konnten", erklärt Jutta Oberweger, Sprecherin des Landesspitalsträgers Gespag.
Auf welche Weise und in welchem Raum genau es zu der Übertragung des gefährlichen Krankenhauskeimes kommen konnte, ist noch Gegenstand von Untersuchungen. Ein routinemäßiges Screening hatte das erschreckende Ergebnis zu Tage gebracht. "Wir waren selber äußerst überrascht, dass es dieser Keim ist. Einen solchen hat es bei uns zuvor noch nicht gegeben", sagt Primaria Gerlinde Wiesinger-Eidenberger, Leiterin der Neonatologischen Intensivstation.
Sofort seien die bei solchen Fällen vorgeschriebenen Isolations- und Hygienemaßnahmen getroffen und eine spezielle Antibiotikum-Therapie eingeleitet worden. Dem neugeborenen Mädchen war aber nicht mehr zu helfen. Bei einem weiteren Patienten – einem Buben – wurde der Acinetobacter-Keim auch nachgewiesen. "Er und das bosnische Baby sind von dem Keim lediglich besiedelt, bei ihnen besteht keine Lebensgefahr", betont Wiesinger-Eidenberger. Zu einem Infektionsausbruch sei es nicht gekommen.
Staatsanwaltschaft
Alle Mitarbeiter und Patienten, bei denen eine theoretische Ansteckungsgefahr bestanden hat, werden auf den Keim getestet. Das Untersuchungsergebnis liegt spätestens in einer Woche vor, bis dahin steht die chirurgische Intensivstation unter Quarantäne. Insgesamt 15 Patienten sollen dort im Verdachtszeitraum (19. November bis 10. Dezember) behandelt worden sein, sie bzw. ihre Eltern sind benachrichtigt.
Die Staatsanwaltschaft Linz hat am Freitag routinemäßig die Polizei mit Erhebungen beauftragt. "Es geht darum, zu prüfen, ob eventuell Versäumnisse oder Fahrlässigkeiten passiert sind", sagt Behörden-Sprecher Philip Christl.