Chronik/Oberösterreich

Jäger tötete drei Enten aus Tierheim

Es war echt nicht lustig – die Erwachsenen sind vor Schreck zusammengezuckt und die Kinder haben alle geweint“, erzählt Jürgen Faulmann, Mitarbeiter des Tierheims Lochen.
Der 43-Jährige war am Sonntagnachmittag mit einer Besuchergruppe auf dem Freigelände unterwegs, als in unmittelbarer Nähe plötzlich Schüsse fielen.  „Wir haben gesehen, dass auf dem Nachbargrundstück  Männer mit Schrotflinten stehen und Wildenten erschießen. Die Schützen sind nicht weiter als 30 bis 40 Meter von unserem Zaun entfernt gewesen.“

Tierheim-Chefin Johanna Stadler ist empört. „Sie haben Enten getötet, die wir wochenlang versorgt und aufgepäppelt haben – diese Tiere waren handzahm.“ Stadler will sich das nicht gefallen lassen, sie hat den Wiener Anwalt Josef Unterweger beauftragt, den Vorfall bei der Staatsanwaltschaft anzuzeigen.  „Es ist verboten, Wildtiere mutwillig zu töten – das ist Tierquälerei. Und es besteht der Verdacht auf Sachbeschädigung, eine Ente kostet rund 40  Euro“, sagt Unterweger.
Von der Staatsanwaltschaft sei auch zu prüfen, ob nicht die körperliche Sicherheit der Tierheimbesucher gefährdet wurde. „Da kein Kugelschutz aufgebaut war, bestand die Gefahr, dass Querschläger über den Zaun fliegen.“

Grünes Licht

Alle Inhalte anzeigen

Einer der Schützen war Nachbar Christian K. „Er behauptet, dass die Enten zu einer Plage geworden sind und ihm Schaden zugefügt haben“, sagt Stadler.
Das bestätigt auch Pauline K., die Mutter des Schützen: „Die Enten haben ständig unser Hühnerfutter weggefressen – ich hab’ zum Christian gesagt, dass er was tun muss.“ K. ist Jäger und beeidetes Aufsichtsorgan. Er versteht die Aufregung der Tierheim-Mitarbeiter nicht. „Das war eine ganz normale Jagd, die nur auf unserem Grundstück stattgefunden hat“, betont der 34-Jährige. Bei den geschossenen Tieren handle es sich  um Wildenten, die alle nicht „beringt“ waren. „Wie bitte soll ich dann erkennen, welcher Vogel dem Tierheim gehört?“ Der Landesjagdverband habe ihm bereits Grünes Licht erteilt, dass er korrekt gehandelt habe. „Auch in den vergangenen Jahren sind bei uns Wildenten gejagt worden – mit dem Tierheim hat es nie Probleme gegeben.“