Im Garten gibt es keinen Trübsinn
von Christa Koinig
Ich geb‘s zu, manchmal werd‘ ich schon ein wenig trübsinnig. Jetzt, wo alles anders ist, als es einmal war. Und ich hab’ fast ein bissl Bammel davor, wie’s nachher sein wird, wenn das Daheimbleiben wieder vorbei ist? So wie jeden Tag hab’ ich heute wieder mal die Omama angerufen und sie gefragt, ob es ihr auch so geht und ob sie auch manchmal trübsinnig ist. Aber hört einmal zu, was sie gesagt hat
„Seppy, trübsinnig sein? Was ist das?“ „Ach, ehem, äh ....’ hab ich wohl gesagt, denn prompt kam ihre Antwort: „Sehr richtig, trübsinnig sein ist ach, ehem, äh! Seppy, lass den Trübsinn nicht dein Herz vergiften. Ich geb’ dir einen Rat, schau in den Spiegel. Und dann gehst du in den Garten, und dann ruf’ mich wieder an, und tschüss!“ Und sie hat einfach aufgelegt.
Ein Rat von der Omama
Also hab’ ich in den Spiegel geschaut und bin erschrocken. Was für ein jämmerliches Gesicht, ich schau ja fast aus wie der griesgrämige Zauberer Spekulato, der sich ständig über alles und jeden ärgert. So möchte ich wirklich nicht aussehen, hab’ ich mir gedacht und gleich den nächsten Rat von Omama befolgt. Ich bin in den Garten gegangen, und hier bin ich jetzt.
So deutlich wie noch nie hör’ ich die Vogerl singen, entdecke die kleinen Gänseblümchen, eine Hummel schwirrt um mich herum, ein Zitronenfalter schwebt durch die Luft. Unter dem Dach hab ich ein Vogelnest entdeckt und gerade verschwindet ein großer Vogel darin, wahrscheinlich brütet er schon. Zu guter Letzt kommt noch ein Igel um die Ecke gebogen und schaut mich mit seinen Knopfaugen neugierig an. Hier gibt’s keinen Trübsinn, hier herrscht pure Zuversicht.
Das muss ich sofort der Omama erzählen. Ich weiß auch schon, was sie sagen wird. „Seppy“, wird sie sagen, „die Welt wird sich immer verändern, mal so und mal so. Aber die Hoffnung, dass alles wieder gut wird, darfst du nie aufgeben, du musst immer zuversichtlich bleiben. Lass dir das von deiner alten Omama sagen. Ich weiß, wovon ich rede.“