Chronik/Oberösterreich

"Ich bin wieder voll auf der Höhe"

Hans Willminger ist zurück. Fitter denn je. Nach seiner gesundheitsbedingten Auszeit geht er allerdings alles ein wenig ruhiger an. Willminger hat sich vorgenommen, in Zukunft nicht mehr alles alleine machen zu wollen. Der Präsdient der SV Josko Ried im KURIER-Interview.

KURIER: Gleich zur wichtigsten Frage: Wie geht es Ihnen, Herr Präsident?
Johann Willminger: Ich bin wieder voll erholt, mir geht es bestens.

Wie lange waren Sie im Spital in Behandlung?
Nur eine Woche, länger nicht. Ich hab' großes Glück gehabt.

Warum?
Weil ich rechtzeitig erkannt habe, dass ich in dieser Situation unbedingt Hilfe brauche. Ich war ja total erschöpft. Vom ständigen Stress. Darauf hat halt mein Körper reagiert. Ich habe mich sofort in Behandlung begeben, habe nicht lange gezögert. Der behandelnde Primar hat dann zu mir gesagt, ich bin einer der wenigen, die selbst eingesehen haben, dass sie eine Auszeit brauchen.

Wie war die Therapie?
Ich habe absolut keine Medikamente einnehmen müssen. Das war wirklich sehr positiv. Ich hab' nur Vitamine bekommen, in Form von Infusionen. Jetzt bin ich zum Glück wieder voll auf der Höhe.
Was haben Sie daraus gelernt?
Ich habe Zeit zum Nachdenken gehabt. Und ich habe für mich selbst beschlossen, einige Agenden abzugeben, im Beruf und bei der SV Josko Ried.

Sie haben sich vor Ihrer Auszeit zu viel Arbeit aufgehalst, oder?
Richtig. Ich konnte einfach nicht richtig delegieren. Ich hab' mir immer gedacht, ich mache alles selbst, bevor ich es jemandem erklären muss. Das ist aber leider der völlig falsche Weg. Man kann schließlich nicht alles alleine machen.

Was können Sie anderen Menschen raten, die ständig unter Stress stehen?
Sie sollten auf ihren Körper horchen und rechtzeitig die Alarmsignale erkennen. Es ist ganz schlecht, wenn man zuwartet und nichts dagegen unternimmt.

Haben Sie nie daran gedacht, das Amt des Präsidenten bei der SV Josko Ried zurückzulegen?
Nein, mein Herz hängt seit 30 Jahren an diesem Fußballverein. Ich lasse Ried nicht im Stich. Und wie bereits erwähnt, werde ich einige Sachen abgeben.

Gibt es von Ihrer Seite irgendwelche Vorgaben, was der Klub in dieser Saison erreichen muss?
Überhaupt nicht. Wir schauen nicht auf die Tabelle. Uns ist etwas ganz anderes wichtig.

Nämlich?
Nun, wir wollen weiterhin junge Spieler aus der eigenen Akademie in den Profifußball bringen. Aber auch junge Spieler, die woanders keine Chance bekommen, sind bei uns herzlich willkommen. Wir werden nie um den Meistertitel mitspielen können, weil unsere Mittel begrenzt sind. Das muss allen klar sein.

Ist Daniel Royer zu früh nach Deutschland gegangen?
Wenn die deutsche Bundesliga bei einem österreichischen Spieler anklopft, gibt es anscheinend kein Halten mehr für den Umworbenen. Ja, Royer hätte meiner Meinung nach noch bis Saisonende bei uns bleiben sollen. Das wäre für seine Entwicklung besser gewesen.

Der Name Paul Gludovatz war immer wieder in Sachen Constantini-Nachfolge zu hören. Was sagen Sie dazu?
Paul ist ein fähiger Mann. Er war ja 25 Jahre lang beim ÖFB. Aber als er zu uns gekommen ist, hat er das Kapitel ÖFB abgeschlossen. Der Paul kann dem Fußball noch lange erhalten bleiben, vorausgesetzt er will. Aber zum ÖFB geht er sicher nicht mehr zurück.