Hunderte Tonnen von Edelfischen
Von Daniel Voglhuber
Über zu wenig Arbeit kann sich die vierköpfige Familie Glück aus Mauerkirchen im Bezirk Braunau gerade jetzt zum Jahreswechsel nicht beklagen. Sie zählt zu den größten Produzenten von Salmoniden, das sind lachsartige Fische wie Forellen, Lachsforellen, Saiblinge, Bachforellen und Seeforellen, in Österreich.
Rund 60 bis 100 Tonnen Tiere ziehen sie pro Jahr in Oberösterreich in großen Kanälen mit glasklarem und sauerstoffreichem Frischwasser groß. Dazu kommt noch eine vor zwei Jahren in Kärnten erworbene Anlage, wo auf einige Hundert Tonnen erweitert wird. Freizeit ist bei den Innviertlern Mangelware. „Die Arbeitszeit geht von hell bis dunkel“, sagt der 53-jährige Vater Erich mit Nachdruck. „So eine Fischzucht verlangt 365 Tage im Jahr Aufmerksamkeit. Das ist wie ein Kuhstall unter Wasser.“
Und zum Ausruhen werden sie auch künftig nicht kommen. „Der Bedarf an heimischem Süßwasserfisch steigt stetig. Besonders groß ist die Nachfrage seit dem Reaktorunglück in Fukushima. Bei den Fischen aus dem Meer weiß man nicht, woher sie überhaupt kommen“, meint die 50-jährige Mutter Silvia, eine ausgebildete Logopädin, die wie ihr Mann und ihre beiden Kinder Bernhard und Christine die Ausbildung zur Fischereimeisterin absolviert hat. Vier Mitarbeiter hat das Unternehmen noch zusätzlich zu den Familienmitgliedern.
Kleiner Teich
Angefangen hat bei es bei den Glücks ganz klein vor mehr als 50 Jahren. Die Eltern Erichs legten sich 1959 einen kleinen Fischteich in Ebensee zu. „Dann kauften sie 1971 eine alte verfallene Mühle in Wolfern und bauten dort einen Betrieb auf. Wir Kinder waren von der Windel auf dabei und sind mit der Materie aufgewachsen“, sagt der Vater. Zwölf Jahre später pachteten die Eltern einen Fischzuchtbetrieb in Mauerkirchen, den Erich und seine Frau Silvia 1991 erwarben. „Im Innviertel gibt es generell eine hohe Dichte an Fischzüchtern. Es gibt am Fuße des Kobernaußerwalds kaltes und qualitativ hochwertiges Grundwasser, das die Salmoniden bevorzugen.“
Stetig wurde der Betrieb erweitert und umgebaut. Im Jahr 2000 kam auch noch ein großes von der EU zertifiziertes Bruthaus in Braunau dazu, das von Mutter Silvia geleitet wird. Zwischen 20 und 24 Monate dauert es, bis die Tiere, die dort das Licht der Welt erblicken, an Veredelungsbetriebe und Fischereivereine verkauft werden.
Die Innviertler haben auch eine Marktlücke entdeckt: Rund ein Viertel der Produktion in Kärnten sind Bio-Fische. Vater Erich: „Wir machen das aus Überzeugung und nicht aus geschäftlichen Gründen. Wir hoffen aber, dass sich das zu einem starken Trend entwickeln wird.“ Der 21-jährige Sohn Bernhard macht sich zwei Mal die Woche auf den Weg, um in der 2010 erworbenen Anlage nach dem Rechten zu sehen. „So große Vorhaben kann man nur angehen, wenn man auch tüchtige Nachfolger hat“, ist Vater Glück stolz
Und trotz seiner stressigen Arbeitstage merkt man die Leidenschaft für das Geschäft. Nur eines stört den Fischereimeister. „Es gibt so viel unnötige Bürokratie, alles muss dokumentiert werden. Das ist ein enormer Zeitaufwand für Familienbetriebe und bringt uns ins Abseits.“