Hüterinnen der Kirchenschätze
130.000 wertvolle Kunst- und Gebrauchsobjekte schlummern in Kammern, Kisten und Tabernakelschränken der Kirchen der Diözese. Viele dieser Unikate abseits öffentlicher Schatzkammern werden selten oder nie im Messdienst verwendet, bedürfen aber fachkundiger Wartung. Kirchenpfleger, wie sie gestern wieder in Linz mit der Diplomverleihung in den Dienst gestellt wurden, werden deshalb seit drei Jahren in der Diözese in speziellen Lehrgängen ausgebildet. Der KURIER besuchte zwei Hüterinnen der Kirchenschätze.
"Nicht jeden Fleck auf den Kelchen muss man scheuern. Das sind Gebrauchsspuren. Zeichen des Lebens", sagt Johanna Eisner, Kirchenpflegerin in der Wallfahrtskirche Christkindl bei Steyr. Doch wenn die 74-Jährige in der Sakristei behutsam mit den goldenen Kelchen und Monstranzen hantiert, trägt sie sorgsam weiße Handschuhe und der Staubpinsel ist immer dabei. "Putzmittel, wie daheim, sind bei uns verpönt", erklärt sie.
2013 wurde Eisner offizielle Kirchenpflegerin. Ehrenamtlich kümmert sie sich nicht nur um die sakralen Exponate der Kirche. In der vor allem zur Adventzeit viel besuchten Pilgerstätte mit den berühmten Krippen ist sie auch Kirchenführerin. Dazu hat sich die auch im Messdienst tätige Frau vor vier Jahren ihren Traum erfüllt und das Theologiestudium abgeschlossen. Ihre Leidenschaft sakrale Güter zu behüten und zu zeigen, nennt sie eine theologische Arbeit: "Die Dinge berichten über ein Stück Glauben. Hinter allem, was unsere Altvorderen geschätzt haben, ist ein Sinn."
Multifunktional
In der benachbarten Pfarrkirche Garsten, einer mächtigen ehemaligen Benediktiner-Stiftskirche ist Waltraud Lehofer der multifunktionale gute Geist. Die 59-Jährige wohnt mit ihrem Mann, einem pensionierten Pastoralassistenten, im Pfarrhaus und wird für ein paar Wochenstunden als Mesnerin von der Pfarre beschäftigt. Doch was die Goldschmiedemeisterin ehrenamtlich in und um die Barockkirche leistet, wäre in einem Vollzeitjob nicht unterzubringen. Die Stiftskirche ist auch eine Touristenattraktion mit Schatzkammer, Seitenkapellen und einer riesigen Sakristei. Alle 14 Tage ist Lehofer hier mit dem Staubsauger unterwegs. Außer es steht ein besonderes fest, wie eine Hochzeit an, da putze ich intensiver und habe auch Helfer", schildert sie. Im Winter bei drei bis fünf Grad, sei die Arbeit oft hart, gibt sie zu.
Zu glänzen beginnen die Augen der Kirchenpflegerin, wenn sie auf eine Reihe von 19 dicken Ordner in ihrer Wohnung zeigt. Mit der Installierung eines neuen Pfarrmoderators war es notwendig, alle Kirchenschätze zu registrieren. 1100 Kirchengewänder, Heiligenfiguren, Barockengel und Altarutensilien hat sie hier in stundenlanger Arbeit verewigt. "Irgendwann kennt man jeden Winkel der Kirche", schmunzelt sie.