Hotel fiel wie Kartenhaus in sich zusammen
Von Jürgen Pachner
Der Anblick lässt an ein Katastrophen- oder Kriegsgebiet erinnern: An der Stelle, wo mehr als 100 Jahre lang das Traditionshotel „Annerlhof“ in Traunkirchen stand, liegt heute nur noch ein großer Berg aus Schutt und Ziegeln, flankiert von einem Gerippe aus Mauern. Überall liegen Glassplitter, Holz- und Kabelteile wild verstreut. Passanten, die vorbeikommen, schütteln ungläubig den Kopf und wenden sich nicht selten entsetzt wieder ab. „Furchtbar“, ist eines der am häufigsten gehörten Worte am gestrigen Samstag.
Um 3.20 Uhr sei er in seinem zwei Kilometer entfernten Quartier von der Feuerwehr aus dem Schlaf gerissen worden. „Die haben mir erklärt, dass vor dem Annerlhof Ziegel auf der Straße liegen. Eine Autofahrerin hatte Alarm geschlagen.“ Als er beim Hotel ankam, traf ihn beinahe der Schlag. „Das Haus war in sich zusammengestürzt – vom Erdgeschoß bis in den dritten Stock.“ Verletzte oder Tote gab es nicht.
Ein Statiker habe zuvor die Brandruine begutachtet und sie nach der Umsetzung verschiedenster Auflagen zur Renovierung freigegeben. „Es war daher für niemanden vorstellbar, dass derartiges passieren könnte – wäre das Hotel untertags zusammengebrochen, hätte es bis zu zehn Tote geben können“, betont der 39-Jährige.
Feuerwehrkommandant Erich Peer, der im Zivilberuf Baumeister ist, zeigt sich in Hinblick auf die Unglücksursache ebenfalls ratlos: „Dass eine 50 Zentimeter dicke Stützmauer zusammenbricht, die aus Vollziegeln gemacht wurde, ist ungewöhnlich – die Suche nach dem Fehler wird nicht einfach.“
Möglich sei, dass als Folge Tausender Kubikmeter Löschwasser, des Frosts im Winter und des Dauerregens im Frühsommer die Mauer aufgeweicht wurde. „Gesehen habe ich etwas Vergleichbares bisher aber nicht.“