Chronik/Oberösterreich

Hotel fiel wie Kartenhaus in sich zusammen

Der Anblick lässt an ein Katastrophen- oder Kriegsgebiet erinnern: An der Stelle, wo mehr als 100 Jahre lang das TraditionshotelAnnerlhof“ in Traunkirchen stand, liegt heute nur noch ein großer Berg aus Schutt und Ziegeln, flankiert von einem Gerippe aus Mauern. Überall liegen Glassplitter, Holz- und Kabelteile wild verstreut. Passanten, die vorbeikommen, schütteln ungläubig den Kopf und wenden sich nicht selten entsetzt wieder ab. „Furchtbar“, ist eines der am häufigsten gehörten Worte am gestrigen Samstag.

Alle Inhalte anzeigen
Für Hotelbesitzer Bernhard Feichtinger scheint der zweite Schicksalsschlag innerhalb eines Jahres nahezu unfassbar. „Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass jemand partout nicht will, dass ich hier einen Betrieb führe“, sagt der 39-Jährige.

Um 3.20 Uhr sei er in seinem zwei Kilometer entfernten Quartier von der Feuerwehr aus dem Schlaf gerissen worden. „Die haben mir erklärt, dass vor dem Annerlhof Ziegel auf der Straße liegen. Eine Autofahrerin hatte Alarm geschlagen.“ Als er beim Hotel ankam, traf ihn beinahe der Schlag. „Das Haus war in sich zusammengestürzt – vom Erdgeschoß bis in den dritten Stock.“ Verletzte oder Tote gab es nicht.

Alle Inhalte anzeigen
Seit dem verheerenden Brand am 19. Juni 2012 war das Hotel unbewohnt. In den vergangenen Monaten wurde das Gebäude aber sukzessive wieder aufgebaut und saniert. Rund eine Million Euro sind bereits investiert worden. „Die ersten Zimmer waren schon fertig, wir wollten das Haus in moderner Form Ende des Jahres unter dem Namen Phoenix neu eröffnen“, erzählt Feichtinger.

Ein Statiker habe zuvor die Brandruine begutachtet und sie nach der Umsetzung verschiedenster Auflagen zur Renovierung freigegeben. „Es war daher für niemanden vorstellbar, dass derartiges passieren könnte – wäre das Hotel untertags zusammengebrochen, hätte es bis zu zehn Tote geben können“, betont der 39-Jährige.

Feuerwehrkommandant Erich Peer, der im Zivilberuf Baumeister ist, zeigt sich in Hinblick auf die Unglücksursache ebenfalls ratlos: „Dass eine 50 Zentimeter dicke Stützmauer zusammenbricht, die aus Vollziegeln gemacht wurde, ist ungewöhnlich – die Suche nach dem Fehler wird nicht einfach.“

Möglich sei, dass als Folge Tausender Kubikmeter Löschwasser, des Frosts im Winter und des Dauerregens im Frühsommer die Mauer aufgeweicht wurde. „Gesehen habe ich etwas Vergleichbares bisher aber nicht.“

Alle Inhalte anzeigen
Feichtinger will sich von dem Schicksalsschlag jedenfalls nicht unterkriegen lassen: „Das Leben lehrt einen hinzufallen – man sollte aber auch wieder aufstehen.“